Kommentar |
Anders als im 19. und 20. Jahrhundert konnten die Europäer in der Frühen Neuzeit keineswegs überall dort, wo sie im Zuge der europäischen Expansion mit kolonialen Ambitionen auf fremde Kulturen trafen auch koloniale Herrschaften etablieren. Während in den Amerikas und in Sibirien eine weiträume koloniale Landnahme gelang, blieben die Europäer an den meisten Orten in Afrika und Asien vor der Mitte des 18. Jahrhunderts auf Verhandlungen mit ihren Gegenübern angewiesen. Trotzdem wird man viele dieser Orte als koloniale Kontexte bezeichnen müssen, da koloniale Projekte und Phantasien nicht immer auch mit formalen Kolonialherrschaften einhergingen. Die Vorlesung diskutiert anhand der großen frühneuzeitlichen Weltregionen die Frage, wie kolonial die europäische Expansion war und gibt einen vergleichenden Überblick über die vielfältigen Praktiken, Erfahrungen und Strukturen des Kolonialen in der Frühen Neuzeit.
Literatur: John Darwin, Der imperiale Traum. Die Globalgeschichte grosser Reiche 1400-2000, Frankfurt am Main 2010; Reinhard Wendt, Vom Kolonialismus zur Globalisierung. Europa und die Welt seit 1500, zweite akt. Aufl. Paderborn 2016; Jürgen Osterhammel/Jan C. Jansen, Kolonialismus. Geschichte Formen Folgen, 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, München 2021. |