Kommentar |
Das 20. Jahrhundert gilt als das „Zeitalter der Diktaturen“, geprägt von Faschismus, Stalinismus und Nationalsozialismus. Doch auch im 21. Jahrhundert nehmen diktatorische und autoritäre Regime wieder an Bedeutung zu, die Entwicklungen in Russland, der Türkei oder Ungarn sind nur einige jüngere Beispiele dafür. Diktaturen waren auch nach 1945 nie verschwunden, sondern prägten das Leben vieler Menschen und Gesellschaften, sowohl in Europa als auch weltweit. Diese Nachkriegsstaaten setzten aber nicht einfach die diktatorischen Gewaltherrschaften der ersten Jahrhunderthälfte fort. Sie inszenierten sich vielmehr als leistungsfähige Modernisierungsregime, sozialistische Volksdemokratien oder technokratische Verwaltungsdiktaturen.
Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die Geschichte dieser Herrschaftsform und ihrer Merkmale, die in manchen Aspekten sogar auf die Geschichte der Antike zurückgeht, im langen 20. Jahrhundert aber ihre bis heute prägende Ausprägung als globales Phänomen erhielt. Wichtig war für diese Geschichte nicht nur die spezifische politische Ordnung, sondern auch die besondere Fähigkeit dieser Regime, die eigene Bevölkerung zu mobilisieren, vermeintliche Gemeinschaft zu stiften und die Vorstellungen der Menschen zu regieren.
Literatur zur Einführung:
Jan C. Behrends, Diktatur: Moderne Gewaltherrschaft zwischen Leviathan und Behemoth,
Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 20.12.2016, http://docupedia.de/zg/behrends_diktatur_v2_de_2016; Detlef Schmiechen-Ackermann, Diktaturenvergleich, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 09.05.2014. http://docupedia.de/zg/schmiechen_ackermann_diktaturenvergleich_v1_de_2014; Gerhard Besier, Das Europa der Diktaturen. Eine neue Geschichte des 20. Jahrhunderts, München 2006; Johannes Hürter/Hermann Wentker (Hg.), Diktaturen. Perspektiven der zeithistorischen Forschung, Berlin/Boston 2009
|