Kommentar |
Das Seminar befasst sich mit den sozialen Protesten von Unterschichten in Stadt und Land im westlichen und südlichen Europa im 18. und 19. Jahrhundert. Es werden die Ziele der sozialen Proteste aufgearbeitet, ferner nimmt die Veranstaltung deren sozioökonomische Antriebskräfte, gesellschaftliche Trägerschichten und das breite Spektrum von Aktionsformen in den Blick: von Nahrungsrevolten und Aufständen über die Maschinenstürmerei der Frühindustrialisierung bis hin zu den Barrikadenkämpfen in den Revolutionen von 1830 und 1848/49. Ein besonderes Augenmerk gilt der Rolle der Gewalt, den Führungsstrukturen der Protestbewegungen, dem Verhältnis der Unterschichten zu den liberalen und konservativen Eliten sowie der Problematik staatlicher Gegenreaktionen. Leitend ist zudem die Fragestellung, wie sich die Modernisierung der Verfassungsordnung und der Wandel der politischen Partizipationschancen auf das Protestverhalten der Unterschichten auswirkten. Dazu setzt sich das Seminar schließlich intensiv mit den Thesen der einschlägigen Historiographie sowie der soziologischen Protestforschung und deren Theorieangeboten auseinander.
Literatur: Manfred Gailus, Was macht eigentlich die historische Protestforschung?, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen 34 (2005), S. 134-154; Arno Herzig, Unterschichtenprotest in Deutschland 1790-1870, Göttingen 1988; George Rudé, Die Volksmassen in der Geschichte: England und Frankreich 1730-1848, Frankfurt am Main 1977; Detlev Puls (Hg.): Wahrnehmungsformen und Protestverhalten. Studien zur Lage der Unterschichten im 18. und 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1979; Charles Tilly/Louise A. Tilly/Richard Tilly, The Rebellious Century, 1830–1930, Cambridge/MA 1975. |