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Andere Umstände: Kulturgeschichte von Schwangerschaft und Geburt - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 226694 Kurztext
Semester SS 2024 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 20 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 24
Rhythmus keine Übernahme Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen A1-Belegung ohne Abmeldung    19.02.2024 09:00:00 - 26.03.2024 08:29:59   
A2-Belegung mit Abmeldung 2 Wochen    26.03.2024 08:30:00 - 16.04.2024 23:59:59   
A3-Belegung ohne Abmeldung    17.04.2024 00:00:01 - 19.08.2024 07:59:59   
Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Mo. 14:00 bis 16:00 w. 08.04.2024 bis
01.07.2024
Fürstengraben 1 - SR 141 Herold-Schmidt, Hedwig Dr. phil. ( verantwortlich ) findet statt 15.04.2024: 
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Herold-Schmidt, Hedwig , Dr. phil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Seminar für Volkskunde und Kulturgeschichte
Inhalt
Kommentar


Bachelor    BA_KG 2 B, BA_KG 4 B
BA_VK 2 (alt), BA_VK 3 B, BA_VK 4 B (alt)


Master    MKG 3, MKG 4 B, MWKG
MVK 1 B, MVK 2, MVK 4 (alt), MVK 4 B (neu), MWVK

Die Geburt ist eines der vermeintlich natürlichsten Ereignisse im Leben eines Menschen. Ein kurzer Blick auf die unterschiedlichsten Auffassungen, Deutungen und Praktiken im Umfeld von Schwangerschaft und Geburt zeigt aber schnell, wie sehr diese kulturell überformt sind und sich im Laufe der Zeit verändert haben.

Wie stellte man sich in verschiedenen Zeiten die vorgeburtliche Phase vor, ab wann galt das Ungeborene als lebendig? Welche wissenschaftlichen, welche theologischen Auffassungen spielten hierbei eine Rolle? Inwieweit spiegelten sich diese in Lebenswelten und Alltagspraktiken wider? Wie sah es mit Empfängnisverhütung und Geburtenkontrolle aus? Welche unterschiedlichen Praktiken lassen sich hinsichtlich der Gestaltung des Geburtsvorgangs feststellen, welche Rituale, welche kollektiven Vorstellungen waren damit verbunden? Ab dem 18. Jahrhundert wurden die traditionellen Hebammen zunehmend von den sich professionalisieren-den akademischen Ärzten verdrängt, in ihren Handlungsspielräumen eingeschränkt, ihre Ausbildung und Berufsausübung wurde ärztlicher Kontrolle unterworfen. In der gleichen Zeit entwickelte der bürokratische Staat ein immer stärkeres Interesse an einer zahlreichen, gesunden und leistungsfähigen Bevölkerung. In der Folgezeit kam es zu einer Art Pathologisierung von Schwangerschaft und Geburt, indem man diese immer weniger als natürliche Ereignisse sondern als eine Art Krankheit betrachtete. Die Gender-Forschung hat eindrücklich darauf hingewiesen, dass in diesem Zusammenhang auch Veränderungen hinsichtlich der Festlegung von Geschlechterrollen wirkmächtig geworden sind.

Schwangerschaft, Empfängnisverhütung, Abtreibung, Illegitimität, Kindsmord, Heiratsalter und Heiratsverhalten, staatliche Bevölkerungspolitik, Hebammen und Gynäkologen, Gebäranstalten und Findelhäuser, Mutterbilder und Mütterlichkeit, Rituale und Festkultur um die Geburt, Religion, Magie, Säuglingssterblichkeit und Stillpraktiken – das sind nur wenige Schlagworte aus einem weitem Feld, dem wir uns durch die Kombination sozial- und kulturgeschichtlicher sowie wissens- bzw. wissenschaftsgeschichtlicher Zugänge nähern wollen. Dabei soll insbesondere auf die Perspektive der Schwangeren und Gebärenden und ihre Alltagswelten wie auch die des sie umgebenden Umfelds eingegangen werden. Neuere Forschungen behandeln etwas die Emotionsgeschichte der Schwangerschaft oder Kontinuitäten romantischer Mütterlichkeit bis in die Gegenwart. Auch die materielle Kultur, etwa in Form von Gebärstühlen, soll Berücksichtigung finden. Und nicht zuletzt gehören auch sehr dunkle Aspekte zu unserer Seminarthematik, z. B. eugenische Zwangssterilisationen und Schwangerschaftsabbrüche im Nationalsozialismus oder Geburten in Konzentrationslagern. Das 20. und 21. Jahrhundert wiederum gibt darüber hinaus Anlass zu wichtigen Debatten, wie etwa über sanfte Geburt, Gewalt in der Geburtshilfe, Schwangerschaftsabbrüche und Lebensschutz, Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik, Fehlgeburten und Stillgeburten und vieles mehr. Neuerdings zählt auch der Anti-Natalismus dazu, der Kinder als Klimakiller betrachtet. Und: Welchen Einfluss haben neuere mediale Praktiken und die Digitalisierung – z. B. Stichwort Baby-Scan – auf die Subjektivierung des Ungeborenen?

Literatur

Einführende Literatur: Eva Labouvie: Andere Umstände. Eine Kulturgeschichte der Geburt, Köln u. a. 2000. Barbara Duden: Geschichte unter der Haust. Ein Eisenacher Arzt und sei-ne Patientinnen um 1730, Stuttgart 1987. Hans-Christoph Seidel: Eine neue „Kultur des Gebärens“. Die Medikali-sierung von Geburt im 18. und 19. Jahr-hundert, Stuttgart 1998. Marita Metz-Becker: Der verwaltete Körper. Die Medi-kalisierung schwangerer Frauen in den Gebärhäusern des frühen 19. Jahrhun-derts, Frankfurt a. M./New York 1997. Marita Metz-Becker: Gretchentragödien. Kindsmörderinnen im 19. Jahrhundert (1770-1870), Sulzbach am Taunus 2016. Jürgen Schlumbohm/Barbara Duden/Jacques Gélis/Patrice Veit (Hrsg.): Rituale der Geburt. Eine Kulturgeschichte, München 1998. Barbara Duden/Jürgen Schlumbohm/Patrice Veit (Hrsg.): Geschichte des Ungeborenen. Zur Erfah-rungs- und Wis-senschaftsgeschichte der Schwangerschaft, Göttingen 2002. Jür-gen Schlumbohm: Lebendige Phantome. Ein Entbindungshospital und seine Pa-tientinnen 1751-1830, Göttingen 2012. Jürgen Schlumbohm: Verbotene Liebe, verborgene Kinder. Das geheime Buch des Göttinger Geburtshospitals 1794-1857, Göttingen 2018. Jacques Gélis: Die Geburt. Volksglaube, Rituale und Praktiken von 1500 bis 1900, München 1989. René Frydman/Myriam Szejer (Hrsg.): La naissance. Histoire, cultures et pra-tiques d'aujourd'hui, Paris 2010. Daniel Hornuff : Schwangerschaft. Eine Kul-turgeschichte, Paderborn 2014. Clare Hanson : A Cultural History of Pregnancy. Pregnancy, Medicine, and Culture, Basingstoke 2004. Béatrice Fontanel/Claire d'Harcourt : Baby, Säu-gling, Wickelkind. Eine Kulturgeschichte, Hildesheim 1998. Atina Grossmann : Reforming Sex. The German Movement for Birth Control and Abortion Reform, 1920 – 1950, New York 1995. Jessica Cox : Confinement. The Hidden History of Maternal Bodies in Nineteenth-Century Britain, Cheltenham 2023. Lisa Ma-lich : Die Gefühle der Schwangeren. Eine Geschichte somatischer Emotionalität (1780-2010), Bielefeld 2017. Sandra Busch : Mütter der Romantik – Romantik der Mütter. Über Kontinuitäten romantischer Mütterbilder im 20. Jahrhundert, Bielefeld 2022.

Bemerkung

Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten: Erwartet wird die regelmäßige, aktive Teilnahme am Seminar. Die Modulprü-fung besteht in der Abfassung einer Hausarbeit.

Bemerkungen: Referate für das Modul „Fachspezifische Schlüsselqualifikationen (FSQ) sind mög-lich.

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SS 2024 , Aktuelles Semester: WiSe 2024/25

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