“Rübermachen” - Ost-West-Migration in Deutschland zwischen 1945 und 2000 - Einzelansicht

Von Ost nach West fliehen, ausreisen, migrieren – in der Umgangssprache der DDR gab es dafür ein eigenes Wort: „Rübermachen“. In diesem Ausdruck klingen das Machtgefälle und die Barrieren zwischen den beiden geografischen Regionen mit. Auch nach 1990, als Millionen Ostdeutsche für Arbeitsplätze und bessere Aufstiegschancen in den Westen abwanderten, hörte „drüben“ als Ort auf mentalen Landkarten nicht auf zu existieren. In diesem Seminar wollen wir uns mit ganz unterschiedlichen Wanderungsbewegungen von Ostdeutschland beziehungsweise Osteuropa nach Westdeutschland während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen. Wir diskutieren Texte und Quellen zu Flucht und Vertreibung nach 1945, Flucht und Ausreise aus der DDR vor und nach dem Mauerbau 1961 und zur Abwanderung aus den neuen in die alten Bundesländer nach 1990. Außerdem weiten wir mit Sitzungen zu Arbeits-, Aussiedler- und Asylmigration aus Osteuropa nach (West-)Deutschland den Blick über den deutsch-deutschen Tellerrand hinaus. Die theoretische Grundlage des Seminars bilden raum- und migrationshistorische Ansätze. Das Seminar vermittelt exemplarisch einen Einblick in die historischer Migrationsforschung und bietet Raum, die Arbeit im Archiv und mit zeitgeschichtlichen Quellen zu üben.

Literatur:

Möhring, Maren: Mobilität und Migration in und zwischen Ost und West, in: Frank Bösch (Hrsg.), Geteilte Geschichte. Ost- und Westdeutschland 1970-2000, Göttingen 2015, S.369–410.