Kommentar |
Im Fokus des Seminars stehen die unterschiedlichen Bildungserfolge von Jungen und Mädchen im allgemeinbildenden Schulsystem. Einerseits zeigt sich empirisch, dass Jungen seit Mitte der 1990er Jahre hinsichtlich von Noten, Bildungsbeteiligung und Zertifikatserwerb im Durchschnitt schlechter abschneiden, als Mädchen (vgl. Hannover/Kessels 2011). Andererseits sind geschlechterstereotypische Verhaltensweisen und Interessen im Schul- und Unterrichtskontext weiterhin präsent und haben u. a. Einfluss auf die unterschiedliche Studienfachfahl bzw. die beruflichen Aspirationen von Jungen und Mädchen (vgl. u. a. Helbig/Leuze 2012; Hägglund/Lörz 2020).
Ziel des Seminars ist es, Geschlechterdifferenzen im Bildungskontext eingehender zu betrachten und anhand aktueller theoretischer Ansätze und empirischer Forschung die Ursachen, Auswirkungen und Dynamiken von Geschlechterungleichheiten in und außerhalb von Bildungseinrichtungen zu untersuchen. Dabei werden Themen wie geschlechtsspezifische Rollenerwartungen, soziale Konstruktionen von Geschlecht, rationale Entscheidungen sowie institutionelle Mechanismen in den Blick genommen und deren Auswirkungen auf Bildungschancen von Schülerinnen und Schülern behandelt. Durch Diskussionen der theoretischen Erklärungsansätze und empirischen Analysen sollen die Studierenden dazu angeregt werden, sich mit Geschlechterdifferenzen im Bildungskontext eingehender auseinanderzusetzen und diese kritisch zu reflektieren.
Teilnahmebedingungen: Neben dem Lesen der Basisliteratur für die einzelnen Sitzungen und der aktiven Teilnahme an den Diskussionen wird erwartet, dass jede*r Teilnehmer*in eine Seminarpräsentation zu einem ausgewählten Thema im Zusammenhang mit Geschlechterdifferenzen im Bildungskontext vorbereitet und durchführt. Die Präsentation sollte theoretische Konzepte und/oder empirische Forschungsergebnisse behandeln und kritisch reflektieren. Die Dauer der Präsentation sollte etwa 15-20 Minuten betragen, gefolgt von einer Diskussionsrunde. |
Literatur |
Quellennachweis:
Hägglund, Anna Erika, Lörz, Markus (2020): Warum wählen Männer und Frauen unterschiedliche Studienfächer? Zeitschrift für Soziologie 49(1), 66–86.
Hannover, Bettina; Kessels, Ursula (2011): Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer? Empirische Evidenz für Geschlechterdisparitäten zuungunsten von Jungen und Erklärungsansätze. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie 25(2), 89-103.
Helbig, Marcel, Leuze, Kathrin (2012): „Ich will Feuerwehrmann werden!” Zur Bedeutung von Kompetenzen, Noten und elterlichen Vorbildern für die Ausprägung geschlechts(un-)typischer Berufsaspirationen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 64, 91–122. |