Kommentar |
Als 2002 der Mediävist Johannes Fried in einem vielbeachteten Essay das Bild der mittelalterlichen „Wissensgesellschaft“ beschwor, bezog er Stellung gegen landläufige Vorurteile vom abergläubischen und unaufgeklärten „dunklen Mittelalter“. Tatsächlich sind Schule und Universität, die Grundpfeiler des heutigen Bildungswesens, Erben dieser Epoche und schon das Mittelalter schätzte die Bedeutung von Bildung für individuelle Karrieren wie für die Gesellschaft als Ganzem sehr hoch ein. Ja es kann als ein unschätzbar wertvolles Erbe des Mittelalters angesehen werden, dass in jener Zeit das studium als autonome „dritte Gewalt“ neben die Sphäre des Religiösen und des Politischen gestellt wurde. Wie es zu diesem epochalen Schritt kommen konnte und wie er die Gesellschaft verändert hat, ist Gegenstand dieser Überblicksvorlesung. Sie zeichnet die Entwicklung der europäischen Wissenschaft und Bildungslandschaft im Mittelalter nach und befasst sich dabei schwerpunktmäßig mit der Geschichte der Universitäten seit dem 12. Jahrhundert. |
Literatur |
Arnold Esch, Die Anfänge der Universität im Mittelalter (Berner Rektoratsreden 1985), Bern 1985; Johannes Fried, Die Aktualität des Mittelalters. Gegen die Überheblichkeit unserer Wissensgesellschaft. Stuttgart 2002; Robert Gramsch-Stehfest, Bildung, Schule und Universität im Mittelalter (Seminar Geschichte), Berlin / Boston 2018; Martin Kintzinger, Wissen wird Macht. Bildung im Mittelalter. Ostfildern 2003 (2. Aufl., 2007); Walther Rüegg (Hg.), Geschichte der Universität in Europa, Bd. 1: Mittelalter, München 1993; Rainer C. Schwinges, Studenten und Gelehrte: Studien zur Sozial- und Kulturgeschichte deutscher Universitäten im Mittelalter (Education and Society in the Middle Ages and Renaissance, 32), Leiden / Boston 2008. |