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Facetten der Lebensreise (navigatio vitae) in der russischen Literatur - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Vorlesung/Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 83058 Kurztext
Semester SS 2024 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 15 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 15
Rhythmus Jedes 2. Semester Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen A1-Belegung ohne Abmeldung    19.02.2024 09:00:00 - 26.03.2024 08:29:59   
A2-Belegung mit Abmeldung 2 Wochen    26.03.2024 08:30:00 - 16.04.2024 23:59:59   
A3-Belegung ohne Abmeldung    17.04.2024 00:00:01 - 19.08.2024 07:59:59   
Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Mo. 14:00 bis 16:00 c.t. w. 08.04.2024 bis
01.07.2024
Ernst-Abbe-Platz 8 - SR 301 Fischer, Christine, Privatdozent Dr. phil. habil. ( verantwortlich ) findet statt  
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Fischer, Christine, Privatdozent, Dr. phil. habil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Bereich Slawistik
Inhalt
Kommentar

Das menschliche Leben mit seinen Gefährdungen und Brüchen, aber auch mit seinen Möglichkeiten und Sehnsüchten wird seit der Antike durch Metaphern aus der Seefahrt veranschaulicht. Die 'navigatio vitae' ist eine in vielen Kulturen verankerte mythische Vorstellung, die sich auf die "Odyssee", aber auch auf biblische Prätexte, angefangen mit der Sintflut, zurückführen lässt. Vor allem über letztere wird sie in die russische Literatur eingeführt (vgl. etwa Lomonosovs Poem "Petr Velikij" oder Trediakovskijs Psalmen-Nachdichtungen im 18. Jahrhundert).

Ein entscheidender Paradigmenwechsel im Hinblick auf die Topoi der 'Lebensreise' und des 'Lebensschiffes' findet in der Romantik statt: Das Anlangen am rettenden Ufer nach überstandener Seefahrt ist keineswegs mehr sicher, denn das Meer wird nun zuallererst als Ort des möglichen, ja wahrscheinlichen Schiffbruchs und Untergangs erlebt. Hierbei sind zwei grundsätzliche Varianten denkbar: zum einen die imaginierte Vorstellung des Schiffbruchs bei der Anschauung des Meeres und zum anderen das unmittelbare Erleben der Seefahrt mit ihren Gefährdungen und der beängstigenden Möglichkeit, selbst Schiffbruch zu erleiden (vgl. z.B. Lermontovs "Parus" bzw. Puskins "Pogaslo dnevnoe svetilo...”). Gerade die zweite Variante indessen impliziert den Geborgenheitsverlust, das Geworfensein in die Welt, die Orientierungslosigkeit des lyrischen Subjekts als Grunderfahrung des Menschenbildes der Moderne.

Neben dem Meer bildet sich in der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts zunehmend die Steppe als weitere Erscheinungsform der 'unendlichen Landschaft' heraus: Mickiewiczs "Krimsonette" erscheinen 1826 in Russland und werden sofort intensiv rezipiert. Vor allem im Realismus wird die Fahrt durch die Steppe in ähnlicher Weise wie jene über das Meer zur Allegorie für die Lebensreise (z.B. Gogol's "Mertvye dusi" oder Cechovs "Step'"). Zahlreiche Autoren im Umkreis des Silbernen Zeitalters nehmen die 'navigatio vitae' wieder auf, darunter Fet, Bunin und Achmatova, wobei auch deren jeweiliges Übersetzungswerk (aus Mickiewicz bzw. Leopardi) Beachtung verdient.

Die Veranstaltung zeichnet den Topos der 'Lebensreise' im Hinblick auf seine spezifischen Ausprägungen und Veränderungen innerhalb der russischen Literatur des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts nach.

Literatur

Blumenberg, H.: Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher, Frankfurt a.M. 1979.

Frank, M.: Die unendliche Fahrt, Frankfurt a.M. 1979.

Lauer, R.: Geschichte der russischen Literatur. Von 1700 bis zur Gegenwart, München 2000.

Stender-Petersen, A.: Geschichte der russischen Literatur, München 1986.

Zelinsky, B. (Hrsg.): Die russische Lyrik, Köln/Weimar/Wien 2002.

Voraussetzungen

Gute Grund- und Lesekenntnisse des Russischen.

Leistungsnachweis

Bei dem Besuch als Vorlesung: Regelmäßige Teilnahme, die auf Wunsch schriftlich bestätigt wird.

Bei dem Besuch als Seminar: Für das Absolvieren der Modulprüfung zusätzlich Referat und Hausarbeit im Umfang von etwa 20-25 Seiten.

 

Zielgruppe

Studierende in den Masterstudiengängen und im Studiengang Lehramt Jenaer Modell.

Auch andere interessierte Teilnehmer*innen sind herzlich willkommen.

 

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SS 2024 , Aktuelles Semester: WiSe 2024/25

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