Verschwörungstheorien sind so alt wie die Geschichte selbst. Heute erleben Sie allerdings eine Renaissance und Konjunktur, wie man sie sich im Zeitalter von Wissenschaft und Technik nicht hätte vorstellen können. Der digitale Bezugsrahmen bietet offenbar den idealen Nährboden und Multiplikator für ein derartiges Denken. Im Seminar werden am Beispiel von einschlägigen Verschwörungstheorien der neueren Geschichte zugleich die erkenntnistheoretischen Potentiale der Geistes- und speziell der Geschichtswissenschaft ausgelotet, die es ermöglichen, Verschwörungstheorien und fake news als das zu entlarven, was sie sind. Wir beginnen mit der ersten großen Verschwörungstheorie der 1790er Jahre, wonach die Französische Revolution eine Verschwörung von Illuminaten gewesen sein soll, und enden mit den "Protokollen der Weisen von Zion" Anfang des 20. Jahrhunderts, welche dem antisemitischen Mythos von der jüdischen Weltverschwörung eine unglaubliche (zum Teil bis heute wirksame) Durchschlagskraft verliehen. Das Seminar soll auf einem reflektierten Niveau kritisches Denken einüben, historische Kontexte der jeweiligen Theorien erschließen und die wissenschaftlich basierte Urteilskraft schärfen.
Literatur: Thomas Nöller: Verschwörungstheorien und Fake News. Untersuchungen unter dem Fokus systemischen Denkens und Handelns. Wiesbaden 2021. Helmut Reinalter (Hrsg.): Verschwörungstheorien. Theorie – Geschichte – Wirkung. Innsbruck 2002. Wolfgang Wippermann: Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute. Berlin 2007.
Andreas Anton und Alan Schink: Der Kampf um die Wahrheit. Verschwörungstheorien zwischen Fake, Fiktion und Fakten. München 2021. |