Mit obligatorischer (digitaler) Vorbesprechung am 3. April 2023
Schon immer ging die Entdeckung von Welt mit dem Sammeln von Wissen einher, doch niemand produzierte so viel Wissen über fremde Kulturen wie die Europäer seit 1500. Im Spätmittelalter hatten einzelne Reisende und Ordensleute über Begegnungen im nahen und fernen Orient geschrieben. Auch im Alltag war das Fremde – etwa durch die Präsenz versklavter Menschen – sinnfällig. Doch seit 1500 – mitbedingt durch Buchdruck und europäische Expansion – wuchs das europäische Wissen über die Gesellschaften anderer Weltregionen exponentiell an: mit illustrierten Flugblättern, Reiseberichten und Weltkarten, in Bibliotheken und Kunstkammern machten sich die Europäer ein Bild von den Kulturen, auf die sie als Kolonialherren, Missionare, Kaufleute oder Diplomaten seit 1500 in wachsendem Maß trafen. Dabei war die Selbstvergewisserung des „Eigenen“ mindestens ebenso wichtig wie die Neugierde auf das „Andere“.
Das Seminar verfolgt vor diesem Hintergrund vier Ziele: Es vermittelt ein Verständnis für die Bedeutung von Wissen im Prozess der frühen Globalisierung, führt in Orte und Akteure der Wissensproduktion ein, analysiert die Prozesse des „Othering“ und untersucht die Transformation von Wissen über fremde Welten durch Zirkulation in unterschiedlichen Medien zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit.
Neben diesen Inhalten vermittelt das Seminar Praxiserfahrungen im wissenschaftlichen Austausch und in internationaler Vernetzung. Es wird im Rahmen eines neuen Erasmusprogramms veranstaltet, dem Blended Intensive Programm (BIP). Neben der Studierendengruppe in Jena gibt es zwei weitere teilnehmende Studierendengruppen an den Universitäten Wien und Padua. Mit ihnen kommen wir zu digitalen Sitzungen am 24. April, 15. Mai und 12. Juni zusammen. Vom 18. bis 25. Juni treffen alle drei Studierendengruppen in Padua zusammen. Die Woche wird mit gemeinsamen Arbeitssessions und Tagesexkursionen in Padua sowie nach Venedig und Bologna gestaltet. Reise und Aufenthalt in Padua werden für die Studierenden durch Erasmusgelder finanziert. Für Jena ist die Finanzierung für 10 Studierende gesichert – es gilt „first come, first served“. Aus organisatorischen Gründen muss eine verbindliche Anmeldung bis spätestens 11. April 2023 erfolgen. Bei mehr Interessierten bemühen wir uns um zusätzliche Finanzierung. Arbeitssprache im Seminar ist Deutsch (für alle Sitzungen in Jena und mit den Wiener Studierenden) und Englisch (für den Austausch in Padua).
Zum Einlesen: John Mandeville, Das Reisebuch des Ritters John Mandeville. Ins Neuhochdeutsche übertragen und eingeleitet von Gerhard E. Sollbach, Frankfurt am Main 1989; Giuseppe Marcocci, The Globe on Paper: Writing Histories of the World in Renaissance Europe and the Americas, Oxford 2020 (ital. 2016). |