Kommentar |
Der russische Überfall auf die Ukraine hat die Tatsache ins Bewusstsein gerufen, dass die Geschichte Europas eine Geschichte des Krieges ist. Die Schlachten, die seit der Antike auf dem Kontinent stattfinden und seine politische Stabilität bedrohen, haben selbstverständlich auch in der Literatur ihren Niederschlag gefunden. Aus Sicht der Literaturwissenschaft stellt sich die Frage, welches Wissen und welche Erfahrungen literarische Texte im Hinblick auf den Krieg vermitteln, zu welchen spezifischen Darstellungstechniken sie greifen, wie sich das Verhältnis zu den Kriegsdarstellungen angrenzender Medien gestaltet und ob sich im Lauf der Jahrhunderte durchgängige Topoi und Strukturen ausmachen lassen. Die Vorlesung setzt sich zwei Ziele. Sie will zum einen einen historischen Überblick geben, der sich an wichtigen Stationen der europäischen Kriegsgeschichte orientiert. Den Ausgangspunkt bildet die Literatur des antiken Griechenlands und ihre Verarbeitung vergangener und gegenwärtiger Kriegsereignisse, die Darstellung des Dreißigjährigen Krieges in der Prosa und Lyrik des Barock, die protonationalistische Kriegslyrik und das Militärdrama des 18. Jahrhunderts, die Reflexion der Napoleonischen Kriege im europäischen Roman, die Entstehung der Anti-Kriegsliteratur am Ende des 19. Jahrhunderts und nach dem Ersten Weltkrieg sowie der Kriegsfilm der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. |