Kommentar |
Bachelor
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BA_KG 2 B, BA_KG 3 B
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Master
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MKG 2 B, MKG 3 B, MWKG
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Love Parade und Hate Speech, respektieren und beschämen, hypen, supporten und dissen: Emotionen und Affekte sind in Öffentlichkeit, Politik und in der Welt der Medien – insbesondere der Sozialen Medien – omnipräsent und wirkmächtig. Wie genau Emotionen und Affekte hervorgerufen und eingesetzt werden, mit welchen Begriffen sie benannt und beschrieben werden und welche Folgen sie zeitigen, unterliegt dabei beständiger Veränderung und hat deshalb eine Geschichte. Das Seminar hat zum Ziel, einen Überblick über die Emotionsgeschichte zu vermitteln – also einer Geschichte, die Emotionen als analytische Kategorie erst nimmt. Wir gehen somit der Frage nach, welche neuen Erkenntnisse, welche neuen Perspektiven werden möglich, wenn wir davon ausgehen, dass Emotionen nicht nur eine Geschichte haben, sondern auch Geschichte machen.
Entsprechend werden wir uns zunächst mit theoretischen Ansätzen und Methoden (wie „emotional regime”, „emotionology”, „emotional communities”, „emotional styles” etc.) beschäftigen, Ansätze, die vor allem die individuellen und kollektiven Emotionen mit sozialen Strukturen, Normen und Räumen verbinden. Zudem werden wir Ansätze diskutieren, die stärker körperhistorisch arbeiten und so auch die gender-spezifischen Formationen der Emotionen beleuchten. Besondere Aufmerksamkeit erhalten in dieser Auseinandersetzung die herangezogenen Quellen. So werden wir diskutieren, welche Quellen und welche methodischen Ansätze sich für eine Emotionsgeschichte wie eignen.
Daran anknüpfend wenden wir uns einigen ausgewählten Themenfeldern der Emotionsgeschichte zu und werden somit an konkreten historischen Situationen und Phänomenen arbeiten. Diese umfassen u.a. emotionshistorische Arbeiten zur Geschichte der Gewalt, zur Geschichte sozialer Bewegungen, zur Geschichte des Rechts, zur Geschichte der Religion, zur Geschichte der Medien, zur Geschichte des Raumes sowie zur Geschichte des (gesunden/kranken) Körpers und der Sexualität. Dabei werden wir auch an Beispielen diskutieren, welche Abgrenzungen und Schnittmengen es zwischen der Emotionsgeschichte und einer neueren Sinnen- und Erfahrungsgeschichte gibt.
In raum-zeitlicher Hinsicht umfassen die Themenfelder Arbeiten, die vornehmlich eine europäische und transatlantische Geschichte des 18. bis 21. Jahrhunderts fokussieren.
Grundlage des Seminars sind Analysen der gegenwärtigen wissenschaftlichen Literatur sowie umfassendes Quellenmaterial, u.a. verschiedene Textsorten (Ratgeberliteratur, wissenschaftliche, literarische, populäre Texte etc.) und Ego-Dokumente (wie Leserbriefe und Tagebücher), unterschiedliche Medien (Zeitungs-, Radio-, Film- und Fernsehbeiträge) sowie Objekte.
Im Rahmen des Seminares ist eine Exkursion in eine thematisch relevante Ausstellung sowie ein (öffentlicher) Gastvortrag eines Experten/Expertin aus dem Feld der Emotionsgeschichte geplant. In diesem Rahmen wird der Sitzungstermin am 4. April 2023 nachgeholt. |
Literatur |
Einführende Literatur: Ute Frevert: Gefühle in der Geschichte, Göttingen 2021. Jan Plamper: Geschichte und Gefühl. Grundlagen der Emotionsgeschichte, München 2012. Bettina Hitzer: Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2020. Manuel Borutta/Nina Verheyen (Hrsg.):Die Präsenz der Gefühle. Männlichkeit und Emotion in der Moderne, Bielefeld 2010. Frank Bösch/Manuel Borutta (Hrsg.): Die Massen bewegen: Medien und Emotionen in der Moderne, Frankfurt 2006. Joanna Bourke: Fear: A Cultural History, London 2005.Barbara H. Rosenwein: Worrying about Emotions in History, in: American Historical Review107/3 (2002), S. 821-845. Benno Gammerl: Emotional Styles: Concepts and Challenges, in: Rethinking History 16/2 (2012), S. 161-175.Bettina Hitzer: Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen, in: H-Soz-u-Kult, 23. November 2011, https://www.hsozkult.de/literaturereview/id/forschungsberichte-1221. |