Kommentar |
Wie ist das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Gesellschaft zu denken? Inwiefern bringen die Individuen die Gesellschaft hervor und verändern sie, inwiefern sind sie selbst ein Produkt dieser Gesellschaft? Bin ich nur das, was andere aus mir gemacht haben oder kann ich auch aus dem etwas machen, wozu mich jene anderen gemacht haben? Was verstehen wir unter einer individuellen Persönlichkeit, und ist diese ein eher passives Produkt der Gesellschaft oder das Ergebnis von wechselseitigen dialogischen Verhältnissen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass das Selbstverständnis des Einzelnen auf einen Freiraum, also auf Abgrenzung, Einsamkeit und Distanz angewiesen ist? Ist die Eigenart des Einzelnen also durch ein Zuwenig - das wäre die Auffassung des sozialen Interaktionismus (Mead, Habermas) - oder durch ein Zuviel an sozialer Nähe gefährdert - das wäre wiederum die Auffassung der Existenzphilosophie (Kierkegaard, Heidegger). So ist für Sören Kierkegaard die Eigentlichkeit durch die Anonymität der Gesellschaft bedroht, während es für seinen Antipoden George Herbert Mead ganz im Gegenteil gerade die Vereinzelung ist, die das Selbstverständnis des Einzelnen ins Wanken bringt. Abgesehen von diesen beiden Philosophen sollen im Seminar auch Texte von Max Stirner, Max Buber, Martin Heidegger, Karl Löwith, Helmuth Plessner, Arnold Gehlen, Charles Taylor und Alasdair MacIntyre gelesen und diskutiert werden. Kenntnisse zu dieser Thematik sind willkommen, werden aber nicht vorausgesetzt |