Im Proseminar werden jene philosophischen Positionen des frühen 20. Jahrhunderts diskutiert, die sich durch eine systematische Wende zum Kulturbegriff auszeichnen. Die Entwicklung der Kulturphilosophie als eigene Disziplin wird ideengeschichtlich gerne als Folge einer sogenannten „Krise des Geistes” (Paul Valéry) gedeutet: Dem Gefühl einer metaphysischen Obdachlosigkeit während der Jahrhundertwende und den Schreckensereignissen des ersten Weltkriegs. Die explizite Reflexion auf den Kulturbegriff ist damit auch eine Reaktion auf das Bewusstsein, dass nicht mehr die äußeren Naturmächte die primäre Bedrohung des Menschen darstellen, sondern sich nun die vom Menschen gemachte Welt – seine Kultur – gegen ihn wendet. Diese „Tragödie der Kultur” (Georg Simmel) war zugleich Anlass und Gegenstand allgemeiner Reflexionen über die conditio humana: Welches Phänomen wird mit dem Kulturbegriff beschrieben? Gibt es so etwas wie eine Logik der Kultur? Was sind die anthropologischen Implikationen, wenn wir vom Menschen als Kulturwesen sprechen? Wie hängen Kultur(-kritik) und die Frage nach einem guten Leben zusammen?
Gelesen werden u.a. Texte von Georg Simmel, Ernst Cassirer, Helmuth Plessner, Arnold Gehlen, Theodor W. Adorno und Günther Anders.
Für eine erfolgreiche Teilnahme ist die Lektüre und Vorbereitung der Texte Voraussetzung.
Die Texte werden in Moodle hochgeladen.
Aufgrund eines Beschlusses des Institutsrats wird die Präsenzzeit erst in der zweiten Vorlesungswoche und damit am 11.04 stattfinden. Die Vorlesungswoche vom 3. - 6. April kann und soll zur eigenständigen Lektüre für die erste Sitzung genutzt werden. Der einleitende Text für die Einführungssitzung wird rechtzeitig über Moodle hochgeladen und per Email angekündigt. |