Kommentar |
ACHTUNG: Die 1. Sitzung am 3. April findet online statt und dient der Vorstellung des Konzepts der Übung sowie der gemeinsamen Semesterplanung.
Anders als in den Erfahrungswissenschaften (z.B. Sozial-, Verhaltenswissenschaften, empirische Bereiche der Naturwissenschaften) geht es in der theoretischen Philosophie nicht darum, die (auch) sinnlich erfahrbare Welt zu beschreiben oder ursächlich bzw. gesetzlich zu erklären. Vielmehr geht es darum zu ergründen, ob und was wir überhaupt sicher wissen können. Fragen der Theoretischen Philosophie, insbes. der Erkenntnistheorie sind u.a.: Welches Wissen ist gewiss oder sogar unbezweifelbar gewiss und kann durch Erfahrung nicht widerlegt werden (z.B. logisches oder mathematisches oder ethisches)? Welche Erkenntnisse hingegen können auch falsch sein (z.B. Erfahrungswissen)? Was sind die jeweiligen Quellen (z.B. Vernunft, eigene sinnliche Wahrnehmungen, Beschreibungen anderer Menschen)? Worauf gründet jeweils die Evidenz (Emotion, Intuition, Bewährung, logische Unwiderlegbarkeit etc.)? Bertrand Russell, der neben Frege und Wittgenstein als Gründervater der analytischen Philosophie gilt, diskutiert in The Problems of Philosophy (1912; dt. Ausgabe 1967 u.ö.) einige Antwortvorschläge und setzt sich dabei auch mit wichtigen Positionen der Philosophiegeschichte (v.a. Rationalismus, Empirismus, Transzendentalphilosophie) und ihren Vertretern (u.a. Descartes, Berkeley, Hume, Kant) auseinander. Seine Einführung - die unsere Arbeits- und Diskussionsgrundlage sein wird - ist daher zugleich eine gute Hinführung zu Grundfragen, Schlüsselbegriffen, Methoden sowie zu zentralen Argumenten der Theoretischen Philosophie.
In methodischer Hinsicht im Zentrum dieser Veranstaltung stehen: (1) Übungen im selbständigen Umgang mit philosophischen Theorien, (2) Übungen im methodischen Erschließen philosophischer Texte (Strukturierung, Erfassen der Schlüsselbegriffe und ihres Zusammenhangs), (3) Begriffsklärung und Rekonstruktion philosophischer Argumente aber auch (4) die schriftliche Darstellung dieser Theorien, die in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen (Essays, Haus- oder Qualifikationsarbeiten) Ausgangspunkt eigener kritischer Stellungnahmen ist. |
Literatur |
Grundlage der Übungen ist Russells Einführung The Problems of Philosophy (1912; dt. Ausgabe 1967 u.ö.), dessen deutsche Übersetzung käuflich erworben werden sollte. Die englische Fassung sowie weitere Texte werden zu Beginn des Semesters auf der Lernplattform Moodle bereitgestellt, soweit möglich auch als Audiodateien. |
Leistungsnachweis |
Die Prüfungsleistung wird durch Übungsaufgaben erbracht, die individuell oder gemeinsam erarbeitet, präsentiert und diskutiert werden. Dazu zählen: (1) Textkenntnisaufgaben, (2) Begriffsklärungen (mind. ein Wörterbucheintrag in einem gemensamen Moodle-Glossar), (3) Argumentrekonstruktionen sowie (4) ein argumentativer Kurzessay. |