Kommentar |
WICHTIG: Die Seminarsitzungen im April werden online stattfinden. Ab Mai findet das Seminar dann in Präsenz statt.
Pünktlich zum Jahresbeginn 2023 flammte sie wieder auf: die politische Debatte über (vermeintliche und tatsächliche) Migrant_innen und deren sogenannte „Integration“ in die deutsche Gesellschaft. Einige Medienberichte über handfestere Auseinandersetzungen in der Silvesternacht nahm der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz zum Anlass, männliche Jugendliche aus Einwanderer_innenfamilien in einer Talkshow als „kleine Paschas“ zu titulieren. Finanzminister Christian Lindner reagierte mit einer Attacke auf Merz: „Wer pauschal über Sozialtourismus und ‚kleine Paschas‘ spricht, der kann keinen Führungsanspruch für das moderne Deutschland begründen“ – gleichwohl gebe es jedoch „ganz offensichtlich Integrationsdefizite“. Diese unerwartete Kontroverse zwischen den beiden mitte-rechts Politikern offenbart einige der Widersprüche im Verhältnis von Rassismus, Migration, bürgerlichem Staat und kapitalistischer Ökonomie. Einerseits scheint Rassismus eine ideologische Reaktion großer Bevölkerungsgruppen auf Konkurrenz und drohenden Wohlstandsverlust zu sein. Andererseits schadet Rassismus dem Arbeitsmarkt eines modernen Wirtschaftsstandortes. Gleichzeitig bleibt Abschottung gegenüber nicht-verwertbarer Migration ein notwendiger Bestandteil der Politik reicher Nationalstaaten in einer ungleichen kapitalistischen Weltwirtschaft. Die zunehmende Alterung der deutschen Bevölkerung verschärft die genannten Widersprüche zusätzlich. Diese stellen eine konkrete Herausforderung für Politiker_innen, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften in der Bundesrepublik dar.
Das Seminar bietet die Möglichkeit, gemeinsam ein systematisches Verständnis der Bedeutung von Migration und Rassismus für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erarbeiten. Thematisch soll sich das Seminar in drei Teile gliedern. Zunächst werden wir das Verhältnis von Migration und Rassismus zum idealen Durchschnitt der kapitalistischen Wirtschaftsform und des bürgerlichen Staates diskutieren. Der mittlere Teil soll einen Einblick in die gegenwärtigen Entwicklungen im Verhältnis von Rassismus und Kapitalismus in der Bundesrepublik und Europa gewähren. Im letzten Teil werden wir vor diesem Hintergrund die aktuellen politischen Diskussionen um Migration und Rassismus innerhalb der bürgerlichen Mitte und auch zwischen linken Akteur_innen analysieren. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang auch die politischen Analysen aus den Reihen migrantischer Bewegungen. Die Basis für die Arbeit im Seminar besteht in der Lektüre theoretischer und empirischer Texte aus der Soziologie, den Wirtschaftswissenschaften und der Gesellschaftstheorie.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit und das Lesen der Seminarliteratur. In den Sitzungen werden wir sowohl Diskussionen in der Gesamtgruppe als auch in Kleingruppen durchführen und darüber hinaus weitere Methoden der inhaltlichen Zusammenarbeit erproben. Auf eine respektvolle, kooperative und solidarische Diskussionskultur wird wertgelegt. |
Leistungsnachweis |
BASOZ 42 aktive Teilnahme (PRÜFUNGsleistung Große Hausarbeit ist in dieser Veranstaltung nicht möglich)
BASOZ 43 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit
BASOZ 44 aktive Teilnahme und ggf. mündliche Prüfung
BASOZ 45 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit o. mündliche Prüfung |