Kommentar |
Energiekrise, Mietendeckel, steigende Immobilienpreise, das eigene Zuhause als Lockdown-Gefängnis, Gentrifizierung und Landflucht – das Thema Wohnen ist in den letzten Jahren auf verschiedenste Weise zum gesellschaftlichen Debattenthema geworden. Auch die Wohnsoziologie, die im deutschsprachigen Raum bislang eher ein Schattendasein fristete, hat sich in den letzten Jahren zu einem produktiven Forschungsfeld entwickelt. Zunehmende Beachtung erfährt dabei das Thema Wohneigentum als zentrale Vermögenskomponente. Gerade in Paarbeziehungen ist der Wunsch nach den eigenen vier Wänden – einem „trauten Heim” – ungebrochen, wenngleich die Chancen Wohneigentum zu erwerben sich immer ungleicher verteilen. Vor allem jüngeren Generationen scheint es aufgrund steigender Immobilienpreise immer weniger zu gelingen, Zugang zur zentralsten Vermögenskomponente zu erlangen. Gleichzeitig zeichnen sich neue vermögensbasierte Klasseneffekte ab, wenn vor allem jene jüngere Erwachsene von der Vermögensinflation profitieren, deren Eltern über generationenübergreifende Eigentumstransfers den Zugang zu Immobilienbesitz gewährleisten.
Das Seminar widmet sich der Bedeutung von Wohneigentum im Rahmen von Paarbeziehungen. Welche kulturellen Vorstellungen sind an den „Traum vom Haus” geknüpft? Wie wird der Wohneigentumserwerb trotz eines angespannten Immobilienmarktes in Privathaushalten realisiert? Welche Affekte sind daran geknüpft? Zeigen sich im doing residential property geschlechtsspezifische Effekte? Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen des Seminars nachgegangen werden. Wir werden uns mit deutsch- und englischsprachigen Ansätzen aus der Wohn-, Ungleichheits- und Paarsoziologie auseinandersetzen und diese anbinden an konkretes empirisches Material (Auszüge aus Paarinterviews), das aus dem SFB-Teilprojekt B06 „Eigentumsungleichheit im Privaten: Zur institutionellen und kulturellen (Re-)Strukturierung von Eigentumsverhältnissen in Paarhaushalten” stammt.
Bitte beachten Sie, dass aufgrund einer Forschungsreise des Dozenten in den letzten beiden Semesterwochen, die Sitzungen am 12. und 19.06.2023 als Doppelsitzungen (10-14 Uhr) abgehalten werden. |