Kommentar |
Die Verbindung zwischen Kunst und Kolonialismus steht seit den Restitutionsdebatten im Interesse der Öffentlichkeit. In der Forschung lassen sich Ansätze der Postcolonial Studies bereits seit den Unabhängigkeitsbewegungen Mitte des 20. Jahrhunderts ausmachen. Mit Edward Saids 1978 erschienenem Buch Orientalism lag erstmals eine umfassende Analyse der Mechanismen vor, wie der Westen eine fremde Kultur als Anderes erst konstruiert und damit koloniale Machtstrukturen festigt. Linda Nochlin nutzte 1989 die Thesen Saids für ihre kunsthistorische Analysen und ebnete damit den Weg für Forschungsfragen nach der Macht der Bilder im Orientalismus und generell im Kolonialismus. Die Vorlesung wird Darstellungen des Orients in der Grafik, der Malerei und der frühen Fotografie vorstellen. Derart soll gezeigt werden, wie eng orientalisierende Sujets und Bildtechniken verbunden sind. Der Orientalismus als Mediengeschichte zeichnet sich jedoch auch durch eine Vielfalt an Positionen und Perspektiven aus und ist damit vielschichtiger als gängige Formeln binärer Gegensätze – das Eigene und das Fremde, Abendland und Morgenland, das Selbst und das Andere, Männlichkeit und Weiblichkeit – vermuten lassen. Daher trägt die Vorlesung auch den Plural Orientalismen im Titel. Zudem werden in der Vorlesung Bilder islamischer Maler und christlicher Künstlerinnen vorgestellt, die einen Perspektivwechsel erlauben. An zirkulierenden Sujets kann ein interkultureller Austausch dargelegt werden. |