Kommentar |
Die Geschichte Thüringens war in der Zeit zwischen dem Ende der Revolution von 1848/49 und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges sowohl von Aufbruch als auch durch Stagnation gekennzeichnet. Auf der einen Seite waren diese Jahre eine Zeit des beschleunigten wirtschaftlichen Wachstums, der Industrialisierung und des damit einhergehenden, tiefgreifenden sozialen Wandels. Auf der politischen Ebene wurde die Region Thüringen nach den Einigungskriegen Teil des aufstrebenden Deutschen Kaiserreiches von 1871. Jedoch gingen mit den vielfältigen Modernisierungsprozessen auch zahlreiche politische, gesellschaftliche und ökonomische Konflikte einher, welche bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum Teil in eine innere Stagnation führten. Das Modell des Kleinstaates, das für Thüringen über viele Jahrhunderte prägend und erfolgreich gewesen war, geriet nun an seine Grenzen und wurde durch die Forderung nach Überwindung der kleinstaatlichen Strukturen immer stärker herausgefordert.
Einführende Literatur: Ulrich Hess, Geschichte Thüringens 1866 bis 1914. Aus dem Nachlass hrsg. von Volker Wahl, Weimar 1991; Hans Patze/Walter Schlesinger (Hrsg.), Geschichte Thüringens, Bd. 5: Politische Geschichte in der Neuzeit, Teil 2, Köln/Wien 1978; Steffen Raßloff, Geschichte Thüringens, 2. Aufl., München 2020. |