Kommentar |
Die spanische Eroberung Amerikas wurde anfangs geprägt von den Unternehmungen privater Akteure (den conquistadores) und endete in der Errichtung einer Kolonialherrschaft über fast den gesamten Kontinent. Sie ist mit zahlreichen fundamentalen Veränderungsprozessen der Frühen Neuzeit verzahnt. In der Vorlesung sollen zunächst die Praktiken und Mentalitäten der conquistadores (Columbus, Cortés, Pizarro) untersucht werden, um anschließend der Herausbildung staatlicher Strukturen nachzugehen. Die conquista wurde von einem großen medialen Echo begleitet, das immer mehr Menschen in Europa mit Wissen über die „Neue Welt“ versorgte. Die Auseinandersetzung mit Kannibalismus, Menschenopfern und dem Reichtum der indigenen Gesellschaften wurde für den Amerika-Diskurs ebenso bestimmend, wie die Kritik an den exzessiven Gewaltpraktiken und Ausbeutungen kolonialer Akteure. Ein besonderer Fokus liegt schließlich auf der Gendergeschichte und der Kulturgeschichte, u.a. die Rolle wenig beachteter weiblicher conquistadoras und den zwischen Indigenen und Missionaren ausgehandelten hybriden Frömmigkeits- und Materialkulturen.
Einführende Literatur: Abulafia, David, The Discovery of Mankind: Atlantic Encounters in the Age of Columbus, London 2008. Huber, Vitus, Die Konquistadoren. Cortés, Pizzaro und die Eroberung Amerikas, München 2019. Restall, Matthew, Seven Myths of the Spanish Conquest, Oxford 2003. Thomas, Hugh, Die Eroberung Mexikos. Cortés und Montezuma, Frankfurt a. M. 1998. |