Kommentar |
Schreiben stellt gewissermaßen eines der „Kerngeschäfte“ eines Musikwissenschaftlers dar, eines Geisteswissenschaftlers überhaupt. Nicht nur die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse muss dabei notwendigerweise in sprachlicher Gestalt stattfinden, vielmehr determiniert Sprache selbst Richtung, Gestalt und Begrenzung möglicher Erkenntnisse – der Erkenntnisprozess lässt sich nicht trennen von seiner sprachlichen Form. Musik- oder geisteswissenschaftliches Schreiben unterscheidet sich daher fundamental von anderen Formen des Schreibens über Musik (z.B. musikdramaturgischen oder feuilletonistischen Schreibens). Insbesondere im 20. Jahrhundert wurden dabei Versuche unternommen, zu einer höheren Formalisierbarkeit wissenschaftlichen Denkens und Schreibens zu gelangen. Die weiterhin existierende Notwendigkeit eines theoretisch und methodisch abgesicherten wissenschaftlichen Schreibstils wird dabei nicht zuletzt durch die zunehmenden und in teilweise enormen persönlichen Konsequenzen resultierenden Plagiatsdiskussionen verdeutlicht. Diese beruhen häufig nicht nur auf einer mangelhaften „Zitiertechnik“, sondern auf einer viel grundsätzlicheren Unfähigkeit, bereits im Arbeits- und Denkprozess eigene und fremde Erkenntnisse aufs Schärfste zu trennen und sich dieser Trennung wie auch der denklogischen Voraussetzungen der eigenen Hypothesenbildung im weiteren Verlauf bewusst zu bleiben.
Das Seminar möchte diese wechselseitige Abhängigkeit wissenschaftlichen Denkens und Schreibens in den Blick nehmen und anhand eigener Projekte einen wissenschaftlich(er)en Schreibstil einüben. Zielgruppe sind neben Studierenden der Musikwissenschaft ausdrücklich auch Studierende künstlerischer und musikpädagogischer Fachrichtungen sowie des Kulturmanagements, da auch diese in Haus- und Abschlussarbeiten sowie ggf. im späteren Berufsleben wissenschaftliche Texte verfassen. |