Kommentar |
„Zum Raum wird hier die Zeit” – die Bemerkung Gurnemanz’ in Richard Wagners Parsifal ist mittlerweile sprichwörtlich, bringt sie doch ein zentrales Anliegen des 19. Jahrhunderts auf den Punkt: die Durchlässigkeit zwischen Zeit- und Raumkünsten. Tatsächlich werden in dieser Epoche wie kaum je zuvor entsprechende Möglichkeiten der Übersetzung, Wechselwirkungen und Synergien ausgelotet, wobei insbesondere der musikalische Bereich immer wieder Bezug auf die Nachbarkünste nimmt. Neben der Idee des Gesamtkunstwerks ist beispielsweise an Franz Liszts Bezugnahme auf Wilhelm von Kaulbachs Die Hunnenschlacht in seiner gleichnamigen Symphonischen Dichtung, an dessen Klavierstück „Sposalizio” aus dem Deuxième Année de Pèlerinage: Italie nach Raffaels Gemälde, aber auch umgekehrt an Moritz Schwindts Eine Symphonie von 1852, in dem eine musikalische Gattung in ein zweidimensionales räumliches Gebilde übersetzt wird, zu denken. Werke wie Fanny Hensels Klavierzyklus Das Jahr (1841) gewinnen durch die graphische Gestaltung der Noten eine sehr eigene Qualität. Doch auch multimediale Darstellungsformen wie akustisch ‚untermalte‘ Dioramen oder bewegte Bilder gehören in diesen Bereich künstlerischer Entgrenzungen, ganz zu schweigen von den Entdeckungsreisen nach der Jahrhundertwende bei Debussy, Rachmaninow oder Kandinsky.
Durchführende Dozentin: Prof. Dr. Nina Noeske
Hinweis: Für die Anmeldung zum Seminar wenden Sie sich bitte an: nina.noeske@hfmt-hamburg.de |