Kommentar |
Auch (aber nicht nur!) aus aktuellem Anlass widmet sich das interdisziplinär ausgerichtete Hauptseminar dem komplexen Problem der Anfänge und Legitimationen von zunächst zwischenstaatlichen, innereuropäischen Kriegen in der Moderne. Mit der "Moderne" wird der Übergang von den traditionellen "Kabinettskriegen" der absolutistischen Monarchen zu den "Volkskriegen" der neu entstehenden Nationen beschrieben. Damit änderten sich die Legitimationsmuster und Dynamiken des Krieges, die - auch durch die Dimension der Gewalt - eine völlig neue "Kultur des Krieges" (J. Keegan) und eine neue Form der "Verstaatlichung des Krieges" (D. Langewiesche) hervorbrachten, welche heute schon wieder obsolet geworden ist. Durch die modernstaatliche Verquickung von Innen- und Außenpolitik, die seit den Revolutionskriegen von 1792/93 zu beobachten ist, erfuhren die Volks- und Nationalkriege der Moderne eine bislang ungekannte Dimension von Allumfassendheit, der die Tendenz zum "totalen Krieg" innewohnte. Im Seminar werden sowohl Fragen des Kriegsvölkerrechts, welches das "ius ad bellum" und das "ius in bello" umschließt, als auch die realgeschichtlichen Entwicklungsdynamiken der Kriegsanfänge diskutiert. Eine der interessanten Fragen wird etwa sein, ab wann lässt sich vom Beginn einer Kriegsspirale sprechen, ohne dass der Krieg bereits offiziell erklärt wurde.
Das Hauptseminar richtet sich an fortgeschrittene Studierende der Geschichtswissenschaft und der Rechtswissenschaft.
Literatur: Keegan, John: Die Kultur des Krieges. Reinbek 1997. Langewiesche, Dieter: Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne. München 2019. Langewiesche, Dieter: Zum Wandel von Krieg und Kriegslegitimation in der Neuzeit. In: Journal of Modern European History (2004), S. 5-27. Leonhard, Jörn: Bellizismus und Nation – Kriegsdeutung und Nationsbestimmung in Europa und den Vereinigten Staaten 1750-1914. München 2008. Münkler, Herfried: Die neuen Kriege. Reinbek 2004. Münkler, Herfried: Der Wandel des Krieges: Von der Symmetrie zur Asymmetrie. Wellerswirst 2006. |