„Die Femme fatale fasziniert durch ihre Schönheit und das in ihr liegende Versprechen auf Glück,
einen Wunsch nach leidenschaftlicher Liebe. Gleichzeitig wird sie jedoch auch als bedrohlich empfunden. […]. Die Femme fatale repräsentiert die permanente Verführung, die ebenso sehr gewünscht wie gefürchtet wird. Diese Doppelbödigkeit macht sie so geheimnisvoll wie unheimlich.“
Das Zitat von Carola Hilmes kann als Steckbrief zu Femmes fatales gelesen werden. Wir nehmen es als Ausgangspunkt unserer Überlegungen, um uns der Femme fatale als Projektionsfigur anzunähern und unsren Blick auf diese Figur im Verlauf des Seminars zu modifizieren. Dazu werden wir literarische Texte, aber auch Filmsequenzen und Bildaufnahmen nutzen und beleuchten. Theoretische und methodische Vorüberlegungen zur Geschichtlichkeit von Texten im Verhältnis zur Textualität von Geschichte werden wir gemeinsam für die kritische Analyse erarbeiten.
Leitfragen sind u.a.: Welche Zuschreibungen werden Frauen im „langen“ 19. Jahrhundert und insbesondere im Fin de Siècle zugewiesen? Inwiefern beeinflussten Literatur und Kunst die öffentliche Meinung über Frauen und sorgten für die Entwicklung und Tradierung der bis heute bestehenden Klischees und Mythen? Kann die Figur der Femme fatale als Ausdruck der Krisen des ausgehenden 19. Jahrhunderts betrachtet werden?
Literatur: Carola Hilmes: Die femme fatale. Stuttgart 1990; Jürgen Blänsdorf (Hg.): Die femme fatale im Drama. Heroinnen, Verführerinnen, Todesengel. Tübingen 1999; Jans B. Wagner: Dangerous dames. Women and representation in the Weimar street film and film noir, Athens, Ohio 1999; Julie Grossman: The Femme Fatale. New Brunswick 2021. |