Wie und warum wurden Menschen zu Nationalsozialist:innen? Zu dieser Frage initiierte der Soziologe Theodore Abel im Sommer 1934 ein Preisausschreiben, in dem frühe Mitglieder der NSDAP über ihre Biografien berichten sollten. Es gingen rund 700 Zuschriften von Männern und Frauen ein, die heute in digitalisierter Form vorliegen. Im Seminar werden wir anhand dieses Quellenmaterials die Entstehungs-geschichte der nationalsozialistischen Bewegung im frühen 20. Jahrhundert und die gesellschaftlichen Fundamente der NS-Diktatur analysieren. Darüber hinaus werden aber auch sehr aktuelle Fragen eine Rolle spielen: Wie und warum radikalisieren sich Einzelne? Welche sozialen Erwartungen richten sich an autoritäre Führerfiguren? Wie formiert sich aus antidemokratischen Haltungen eine politische Bewe-gung? Zudem wird ein Schwerpunkt auf theoretisch-methodischen Aspekten des Umgangs mit Selbst-zeugnissen und autobiografischen Quellen33 in der Geschichtswissenschaft liegen.
Zur Einführung empfehle ich einen ersten Blick in die Datenbanken der Abel Collection: https://www.hoover.org/news/newly-digitized-nazi-biograms-now-available; außerdem Wieland Giebel (Hg.): „Warum ich Nazi wurde“. Biogramme früher Nationalsozialisten. Die einzigartige Sammlung des Theodore Abel. Berlin 2018; Katja Kosubek, „genauso konsequent sozialistisch wie national.” Alte Kämpferinnen der NSDAP vor 1933. Eine Quellenedition 36 autobiographischer Essays, Göttingen 2017. |