Kommentar |
Kontroversverfahren in der Politikdidaktik eröffnen üblichweise den Schüler*innnen über eine Distanzierung von ihren Positionen und Affekten einen Zugang zu den zu behandelnden Konflikt, um das Wissen zu dem Konfliktgegenstand auszubauen und kompromissorientierte Verfahren einzuüben. Hinter diesem Zugang steht ein Verständnis von Politik, Demokratie und Menschenbild, das voraussetzt, dass Perspektivübernahmen möglich sind, die Herbeiführung von Konsensen und Kompromissen (zumindest zeitweilig) wahrscheinlich ist und sich das bessere Argument am Ende durchsetzten wird. - Was aber tun, wenn diese Annahmen nicht greifen und übliche Kontroversverfahren aufgrund der Aufgeladenheit der Konflikte an ihre Grenzen kommen? Was lässt sich dann noch "lernen"? Welche alternativen Zugänge wären denkbar? Wo liegen ihre Stärken, Schwächen und Begründen?
Mit diesen Fragen setzt sich das Seminar inhaltlich wie methodisch experimentell auseinander: Dafür werden nach zwei Einführungssitzungen an einem Blockwochenende (11.-12.Nov., 10-16 Uhr) unterschiedliche Praxisübungen für die Teilnehemer*innen angeleitet. Nach einem Debriefing in der Folgewoche folgt eine weitere Praxissitzung am 25.11 (10-16 Uhr), bevor anschließend wieder wöchentliche Sitzungen bis in den Januar stattfinden, in denen das Erlebte theoretisch reflektiert und bewertet wird.
Die Teilnahme an den Praxisphasen ist Pflicht, auch wenn Ort sich jederzeit der Teilnahme an den einzelnen Übungen entzogen werden kann. Einige Übungen setzen Vertrauen und Offenheit der Teilnehmer*innen voraus. Das eine entsprechende Atmosphäre innerhalb der Gruppe entsteht, wird Teil des Seminars sein. Dennoch wird nicht auszuschließen sein, dass es zu Momenten des Unbehagens kommen kann. Diese können und sollen (je nach Methode) nicht verhindert werden - dafür werden gleichzeitig aber auch Möglichkeiten des Rückzugs und der Aussprache bereitgestellt. |