Kommentar |
Im bürgerlichen Trauerspiel der zweiten Hälfte 18. Jahrhunderts – bei Lessing, Schiller oder Lenz – werden erstmals bürgerliche Figuren zu tragischen Helden. Damit wandelt sich das Theater zum Ort der literarischen Selbstverständigung und auch der Kritik des Bürgertums. Zugleich entwickelt sich eine intensive Debatte über die wirkungsästhetische und soziale Funktion der Tragödie und des Tragischen, die lange nachwirkt. In bürgerlichen Trauerspielen des 19. und 20. Jahrhunderts werden dann auch Kleinbürger, Proletarier und soziale Außenseiter tragikfähig. Im Seminar wird die Entwicklung der Gattung und deren poetologischen und sozialgeschichtlichen Kontext an ausgewählten Dramen untersucht. Dabei werden auch für das germanistische Studium grundlegende Fragen der Texterschließung, der Editorik, der Recherche sowie des Umgangs mit der Forschung diskutiert und literaturwissenschaftliche Arbeitsweisen eingeübt. |