Kommentar |
Ob Brasilien, Indien oder Russland, Ungarn, Frankreich oder Italien: In immer mehr Ländern der Welt gewinnen Bewegungen und Parteien des äußeren rechten Spektrums an Einfluss oder stellen inzwischen bereits die Regierung. Bei allen Unterschieden im Konkreten verbinden sie bestimmte Elemente, etwa die Berufung auf ein angeblich homogenes Staatsvolk, das sich gegen äußere und innere Feinde zur Wehr setzen muss. Entsprechend weisen sie, trotz ihres andererseits unverkennbar aktuellen und modernen Charakters, Ähnlichkeiten zum Phänomen des historischen europäischen Faschismus des frühen 20. Jahrhunderts auf, und es stellt sich die Frage, ob wir gerade die Herausbildung eines neuen Faschismus bzw. neuer Faschismen weltweit beobachten.
Doch was heißt das eigentlich genau, Faschismus? Wie hat er sich als politisches Phänomen historisch entwickelt und ausdifferenziert? Was sind die theoretischen und diagnostischen Implikatonen dieses Begriffs im Vergleich zu verwandten Konzepten wie Rechtspopulismus, Rechtsextremismus, Autokratismus oder Autoritarismus? Inwiefern ist der Begriff heute noch zeitgemäß und macht es Sinn, von der Entstehung eines Neofaschismus im 21. Jahrhundert zu sprechen?
Im Seminar werden wir einerseits klassische Grundlagentexte der historischen Faschismusforschung, inklusive auszugsweise einschlägiger Originalquellen lesen und uns andererseits mit neueren Diagnosen und Analysen zu aktuellen Entwicklungen auseinandersetzen. Entsprechend erfordert das Seminar die Bereitschaft zu intensiver eigenständiger Lektüre (teilweise auch auf englisch). |