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Die südeuropäischen Diktaturen des 20.Jahrhunderts (Italien, Portugal, Spanien). Kulturgeschichtliche Perspektiven - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 205737 Kurztext
Semester WS 2022 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 20 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 24
Rhythmus keine Übernahme Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen


Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Mo. 10:00 bis 12:00 w. 17.10.2022 bis
06.02.2023
Fürstengraben 1 - SR 141 Herold-Schmidt, Hedwig Dr. phil. ( verantwortlich ) findet statt  
Einzeltermine anzeigen Mo. 14:00 bis 16:00 Einzel-V. 13.02.2023 bis
13.02.2023
Fürstengraben 1 - SR 141 Herold-Schmidt, Hedwig Dr. phil. ( verantwortlich ) findet statt

Klausur

 
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Herold-Schmidt, Hedwig , Dr. phil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Seminar für Volkskunde und Kulturgeschichte
Inhalt
Kommentar

 

Bachelor

BA_KG 3 A, BA_KG 4 A, BA_VK 3 A

Master

MKG 2 A, MKG 4 A, MVK 1 A

Das letzte Jahrhundert prägten nicht nur die totalitären Regime des Nationalsozialismus und des sowjetischen Stalinismus, sondern auch die autoritären bzw. faschistischen Diktaturen im Süden des Kontinents. Während der Faschismus in Italien, der als Vorbild und Vorreiter ähnlicher Bewegungen in ganz Europa fungierte, mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einer demokratischen Republik Platz machen musste, hielten sich die Diktatoren in Spanien und Portugal bis Mitte der 1970er Jahre.

Bei allen Unterschieden in der ideologischen Ausrichtung und Dauer dieser Regime war diesen doch der Wille gemeinsam, eine neue Gesellschaft mit einem neuen Menschen in einem neu strukturierten und organisierten Gemeinwesen zu schaffen, das sich deutlich von den liberal-demokratischen politischen Systemen der Zwischenkriegszeit abgrenzte. Sie entwickelten dabei unter Rückgriff auf jeweils spezifische Geschichtsbilder Zukunftsentwürfe und konzipierten Geschichtspolitiken, die unter massivem Einsatz von ausgefeilten Repräsentations- und Inszenierungspraktiken massenwirksam kommuniziert wurden. Feste, Denkmäler, Straßennamen, Medien, Kunst und Architektur, der öffentliche Raum überhaupt, wurden vereinnahmt, um Denkweisen wie Alltagspraktiken zu modifizieren. Der kulturgeschichtliche Blick ermöglicht hier vielfältige Einsichten die Komplexität und Widersprüchlichkeit damit verbundener kultureller Phänomene.

Dazu gehören bestimmte Gesellschaftsvorstellungen bzw. -politiken, etwa hinsichtlich von Geschlechterverhältnissen, Jugend- und Männlichkeitskult bis hin zum Verhältnis von Individuum und Volksgemeinschaft allgemein. Die Regime entwickelten Herrschaftskonzepte und imperiale Zukunftsentwürfe, die in ausgewählten Traditionen der Vergangenheit verortet wurden. Die Erinnerungskulturen unterstrichen die glorreichen Zeiten der jeweiligen Nationalgeschichte: in Portugal und Spanien bezog man sich auf Kolonialreich und Weltmachtstellung in der Frühen Neuzeit, Italiens Diktator träumte von einem italienischen Mittelmeer wie in der römischen Antike. Davon beeinflusste Raumkonzepte prägten das Verhältnis zu ehemaligen bzw. damals aktuellen Kolonien wie zu Europa, Entwicklungen, die auch aus dem Blickwinkel des Postkolonialismus und des spatial turn zu hinterfragen wären.

Alle Regime standen darüber hinaus von Anfang an vor der Herausforderung, ihr Verhältnis zur Katholischen Kirche und zur Religion überhaupt neu zu definieren. Der Katholizismus prägte in allen drei Staaten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Leben und den Alltag eines Großteils der Bevölkerung in Gesellschaften, die noch überwiegend agrarisch strukturiert waren bzw. krisenhafte partielle Modernisierungs- und Säkularisierungsprozesse durchliefen. Die Akzeptanz und Legitimität eines Regimes hing daher entscheidend von der Frage ab, wie sich dieses zu Religion und Kirche stellte. Hier fand man durchaus unterschiedliche Lösungen und es wäre zu fragen, welche Konfliktfelder sich daraus ergaben und welche Auswirkungen ideologische Programme und praktische Politik für den Alltag hatten, etwa für Religiosität, Erziehungsmaximen und das Bildungssystem.

In diesem Seminar (A-Seminar) wollen wir daher nach einem knappen Überblick über die Geschichte der drei Diktaturen diese Themenbereiche unter kulturgeschichtlicher Perspektive näher beleuchten und versuchen, sie vergleichend einzuordnen, auch um die Ästhetik des mediterranen Faschismus genauer konturieren zu können. Dem dient ebenso das zur Vertiefung angebotene B-Seminar, das sich schwerpunktmäßig den Repräsentations- und Inszenierungstechniken, Symbolen und Ritualen rund um Fest- und Erinnerungskulturen widmet.

Literatur

Einführende Literatur:

Allgemein zu Italien, Spanien und Portugal im 20. Jahrhundert: Ursula Prutsch: Iberische Diktaturen. Portugal unter Salazar, Spanien unter Franco, Innsbruck 2012. Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. Berlin 1998. Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert, München 2010. Walther L. Bernecker: Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert, München 2010. Carlos Collado Seidel: Franco. General – Diktator –- Mythos, Stuttgart 2015. Dirk Friedrich: Salazars Estado Novo. Vom Leben und Überleben eines autoritären Regimes, Bonn 2016. Antonio Costa Pinto (Hrsg.): Modern Portugal, Palo Alto 1998. Tom Gallagher: Portugal. A Twentieth Century Interpretation, Manchester 1983. Walther L. Bernecker/Klaus Herbers: Geschichte Portugals, Stuttgart 2013. Jörg Ganzenmüller (Hrsg.): Europas vergessene Diktaturen? Diktatur und Diktaturüberwindung in Spanien, Portugal und Griechenland, Köln 2018. Ismael Saz/Zira Box (Hrsg.): Reactionary Nationalists, Fascists and Dictatorships in the Twentieth Century. Against Democracy, Cham 2019.

J. A. Mangan (Hrsg.): Superman Supreme. Fascist Body as Political Icon. Global Fascism, London 2000. Simonetta Falasca-Zamponi: Fascist Spectacle. The Aesthetics of Power in Mussolini’s Italy. Berkeley 1997. Mabel Berezin: Making the Fascist Self. The Political Culture of Interwar Italy, Ithaca 1997. Ruth Ben-Ghiat: Fascist Modernities. Italy 1922-1945, Berkeley 2001. Joshua Arthurs/Michael Ebner/Kate Ferris (Hrsg.): The Politics of Everyday Life in Fascist Italy. Outside the State?, New York 2017. Frank Vollmer: Die politische Kultur des Faschismus. Stätten totalitärer Diktatur in Italien, Köln/Weimar/Wien 2007. Emilio Gentile: Der Liktorenkult, in: Christof Dipper/Rainer Hudemann/Jens Petersen (Hrsg.): Faschismus und Faschismen im Vergleich, Vierow u. a. 1998, S. 247-26. Walther L. Bernecker/Sören Brinkmann: Kampf der Erinnerungen, 2. Aufl., Nettersheim 2006. Patrick Eser: Der caudillo als Verkörperung des Messias?: Politisch-theologische Inszenierungsstrategien im Franquismus, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 3 (2016), S. 243–270. William R. Viestenz: By the Grace of God. Francoist Spain and the Sacred Roots of Political Imagination, Toronto 2014. António Costa Pinto: Salazar’s Dictatorship and European Fascism. Problems of Interpretation, New York 1995. António Costa Pinto/Maria Inácia Rezola: Political Catholicism, Crisis of Democracy and Salazar’s New State in Portugal, in: Totalitarian Movements and Political Religions 2 (2007), S. 353–368. Heriberto Cairo: Portugal is not a Small Country: Maps and Propaganda in the Salazar Regime, in: Geopolitics 11 (2006), S. 367-395.

Bemerkung

Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten: Die Modulprüfung besteht in einer Klausur. Erwartet wird die regelmäßige, aktive Teilnahme.

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WS 2022 , Aktuelles Semester: SoSe 2024

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