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Im Januar 1848, am Vorabend der Revolution, hielt der Arzt und Republikaner Rudolf Virchow vor der Gesellschaft für Geburtshilfe eine Rede zum Thema „Das Weib und die Zelle“. Die Rede handelt nicht nur von der vermeintlichen physiologischen und psychischen Andersartigkeit der Frau, mit der seit Beginn des Jahrhunderts ihren Ausschluss aus dem Geltungsbereich der Menschen- und Bürgerrechte gerechtfertigt wurde. Sie diskutiert ebenfalls neue Beobachtungen über die Sonderstellung der Eizelle gegenüber anderen Körperzellen. „Das Weib und die Zelle“ verdeutlicht exemplarisch Wechselverhältnisse zwischen Geschlechtervorstellungen und Biologie. Ausgehend von ausgewählten historischen Quellen und Fallbeispielen aus der Zellbiologie des 19. Jahrhunderts und der Molekulargenetik des 20. Jahrhunderts werden in dieser Lehrveranstaltung nicht nur geschlechterpolitische Dimensionen von Wissen in der Geschichte der Biowissenschaften thematisiert. Wir werden uns auch mit der epistemologischen Funktion von geschlechtlich kodierten Dualismen und Metaphern sowie expliziten und impliziten Geschlechtervorstellungen in der Entstehung biowissenschaftlicher ‚Fakten‘ befassen. |