Kommentar |
Seuche, Krieg, Hunger und Tod: die vier Apokalyptischen Reiter haben von der Antike bis ins 20. Jahrhundert immer wieder die Ängste und den Verstand der Europäer herausgefordert. Nachdem sie mit dem Ende des Kalten Krieges in unseren Breiten ihren Schrecken verloren hatten, sind sie heute leider wieder nur allzu präsent. Historikern kommt innerhalb eines gesellschaftlichen Diskurses, der von Entsetzen und Alarmstimmung bis hin zu aggressiver Tatsachenverleugnung reicht, eine große Bedeutung zu: Der Schatz der historischen Erfahrung kann helfen, sowohl die Ursachen und die Tragweite aktueller Entwicklungen zu erfassen als auch mögliche Antworten auf Fragen zur Bewältigung der aktuellen Krisen zu finden. In der Lese- und Schreibwerkstatt soll hierzu ein Bogen von der Neuzeit bis zurück ins Mittelalter geschlagen werden, genauer: vom 19. Jahrhundert, in dem der „moderne Krieg“ geboren und in bis heute maßgeblicher, wissenschaftlicher Weise reflektiert wurde (Carl von Clausewitz) zurück ins Mittelalter, das bis heute vor allem als Epoche kriegerischer Gewalt gilt, das aber zugleich erste, bis heute wirkende Ansätze zeigte, Krieg einzuhegen oder gar auszurotten. Denn Frieden war schon im Mittelalter das Ideal guter Herrschaft schlechthin, dessen endgültige und dauerhafte Einlösung man freilich damals nur dem allmächtigen Gott selbst zutraute.
Die Lese- und Schreibwerkstatt dient dazu, das Lesen und Verfassen fachwissenschaftlicher Texte einzuüben. Neben Grundlagen der Literaturrecherche vermittelt sie, wie fachwissenschaftliche Texte unterschiedlicher Art und Komplexität gelesen und wie sie geschrieben werden. Sie macht mit den Formen historischer Darstellung vertraut und führt in die Methodik der Geschichtswissenschaft ein. Eigene Texte werden in regelmäßigen Hausaufgaben erarbeitet und im Seminarverlauf zu einem Portfolio zusammengestellt. Zentrales Lernziel ist die argumentative Auseinandersetzung mit historischen Problemstellungen sowie die Formulierung und Präsentation eigener Positionen in einer angemessenen wissenschaftlichen Sprache.
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Literatur |
Holger Berwinkel, Verwüsten und Belagern – Friedrich Barbarossas Krieg gegen Mailand (1158-1162), (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 114), Tübingen 2007; Carl von Clausewitz, Vom Kriege, hg. von Wolfgang Pickert (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft, 12), Reinbek b. Hamburg 1996 (oder andere Ausgaben); John Keegan, Das Antlitz des Krieges, Düsseldorf 1978; ders., Die Kultur des Krieges, Berlin 1995; Hans-Henning Kortüm, Der Krieg im Mittelalter als Gegenstand der historischen Kulturwissenschaft. Versuch einer Annäherung, in: ders. (Hg.), Krieg im Mittelalter, Berlin 2001, S. 13-43; Geoffrey Parker, Die militärische Revolution: die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500-1800, Frankfurt a.M. 1990; Malte Prietzel, Krieg im Mittelalter, Darmstadt 2006; Werner Rösener (Hg.), Staat und Krieg vom Mittelalter bis zur Moderne, Göttingen 2000; David M. Wilson, Der Teppich von Bayeux, Frankfurt a.M. / Berlin 1985.
Grundsätzlich einführend: Beinke, Christiane [u.a.]: Die Seminararbeit. Schreiben für den Leser (UTB 8390), Konstanz² 2011, E-Book 2011 (http://www.utb-studi-e-book.de/9783838584706); Schmale, Wolfgang (Hg.): Schreib-Guide Geschichte. Schritt für Schritt wissenschaftliches Schreiben lernen (UTB 2854), Wien 2006, E-Book 2012 (http://www.utb-studi-e-book.de/9783838528540). |