Kommentar |
Virgile, non (Virgile, nein) ist zwar nicht der berühmteste Text von Monique Wittig. Ihr erster Roman L’Opoponax wurde 1964 mit dem Prix Médicis ausgezeichnet, Les Guerrillères ist heute in mehreren Sprachen lesbar und Le Corps lesbien wird nach seiner Veröffentlichung 1973 zum Skandal. Diesen Werken steht aber Virgile, non an Kreativität und Subversion nicht nach. Dieses, sagte Wittig 1999, „ist mein Lieblingsbuch, vielleicht weil es ungeliebt wird“.
Sowohl eine Parodie der Divina Commedia von Dante als auch eine Fortführung des wittigen Versuchs nach einer Sprache jenseits des Geschlechts, stellt Virgile, non engagiert die Fragen, die das Seminar durchziehen werden: In welchem Ausmaß wird Literatur von dem männlichen Blick geprägt? Wie wirken die Männer und ihre Literatur auf die Frauen? Wie dürfen und können die „weiblichen“ Stimme und Körper das Wort ergreifen? Existiert eine „weibliche Schreibweise“? Existiert ein feministisches und lesbisches Literaturerbe?
Ziel des Seminars ist, durch die Lektüre und den Kommentar von Virgile, non in Berührung mit der Arbeit und den Ideen Wittigs aber auch mit dem literarischen und politischen Kontext der Achtziger in Frankreich zu kommen. |
Literatur |
Monique Wittig, Virgile, non, Paris, Les Éditions de Minuit, 1985.
(Der Text wird vom Dozenten besorgt.) |