Kommentar |
Ist das „Licht“ des (Neo-)Liberalismus in Europa wirklich „erloschen“, wie Ivan Krastev und Stephen Holmes zugespitzt argumentiert haben? Diese Frage berührt mittlerweile nicht nur Politik, Öffentlichkeit oder Sozialwissenschaften. Seit einigen Jahren wagt sich auch die Zeitgeschichtsforschung in die jüngere und jüngste Vergangenheit seit 1989/90 vor. Insbesondere in Deutschland stellt die historische Erkundung dieses Zeitabschnitts eine besondere Herausforderung dar, berührt diese doch auch das vor allem seit 2015 wieder intensiv diskutierte Verhältnis zwischen Ost und West. Derlei Friktionen, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa als Ganzes verhandelt werden, dienen als Ausgangspunkt für diese Veranstaltung, die die aktuellen Trends der zeithistorischen Forschung vorstellen und kritisch diskutieren möchte. Exemplarisch sollen politik-, wirtschafts-, gesellschafts- wie kulturhistorische Diskussionen auf dem Feld der aktuellen Transformations- und Umbruchsforschung an empirischen Beispielen vorgestellt werden. Thematisiert werden dabei nicht nur Ereignisse, Strukturen, Prozesse sowie die hiermit verknüpften Wahrnehmungen und Mentalitäten der 1990er- und 2000er-Jahre, sondern auch deren geschichtspolitische Interpretationen wie erinnerungskulturelle Verarbeitungen. Der deutsch-deutsche „Sonderfall“ eines post-nationalen „Nation Buildings“ soll dabei konsequent in ein europäisches bzw. transnationales Panorama eingeordnet werden. |