Personen gelten bereits dann als Intellektuelle, wenn sie eine besondere geistige Bildung vorweisen oder einer entsprechenden Tätigkeit nachgehen. Mag dies aus dem Blickwinkel der Alltagssprache unproblematisch erscheinen, würde der Begriff so definiert als (geschichts-)wissenschaftliche Analysekategorie unbrauchbar, weil er ohne Ausnahme auf alle Akademiker*innen, Journalist*innen, Schriftsteller*innen usw. angewendet werden könnte. Wo die Grenze zwischen geistiger und nicht-geistiger Tätigkeit zu ziehen wäre, bliebe ebenfalls mindestens vage.
In diesem Seminar zur Einführung in die Intellektuellengeschichte besteht das erste Ziel deshalb darin, den Begriff selbst zu diskutieren und formale Kriterien für seine Verwendung zu erarbeiten. Im Gegensatz zur umgangssprachlichen Beliebigkeit tendieren akademische Begriffsbestimmungen in einigen Fällen dazu, ihn durch schichtbezogene oder politisch-normative Zuschreibungen zu verengen.
Ist die Frage nach dem „Was?“ geklärt, fokussiert sich der Hauptteil des Seminars auf einzelne Forschungsansätze innerhalb der Intellektuellengeschichte. Eingeführt werden soll hierbei nicht nur in etablierte Zugänge wie die Biografie, sondern auch in mediengeschichtliche Ansätze, die durch die Lektüre idealtypischer Beispieltexte erarbeitet werden.
Abschließend soll das Seminar eine Reflexion über die Potenziale und Grenzen der Intellektuellengeschichte anleiten. In diesem Zusammenhang werden sowohl kritische Einwände der Strukturgeschichte diskutiert als auch die Gefahr einer Verklärung von Intellektuellen im Sinne eines Geniekultes.
Unerlässliche Voraussetzungen für dieses Seminar zu Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft sind die intensive Textlektüre vor den jeweiligen Sitzungen und die Bereitschaft zum gemeinsamen Austausch im Plenum.
Literatur zur Einführung: Daniel Morat, Intellektuelle und Intellektuellengeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 20.11.2011, Link:
http://docupedia.de/zg/morat_intellektuellengeschichte_v1_de_2011 |