Kommentar |
Elfriede Jelinek hat die deutschsprachige Literatur der letzten Jahrzehnte wie kaum ein/e andere/r Autor/in geprägt. Charakteristisch für ihre Poetik ist dabei nicht nur die Stoffwahl – immer wieder von Jelinek verhandelte Themen sind etwa das Patriarchat, die Rolle Österreichs im Nationalsozialismus oder auch die Macht der Medien –, sondern auch der formal innovative Anspruch, den ihre Texte verkörpern. Im Bereich der Prosa haben Romane wie „Die Klavierspielerin“ (1983) und „Lust“ (1989) die Autorin einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht und zu Kontroversen über ihre (anti-)pornographische Ästhetik geführt. Jelineks bislang letzter Roman „Neid“ (2007/08), ausschließlich auf der Homepage der Autorin zu lesen oder herunterzuladen, unterstreicht dagegen ihren experimentellen Ansatz sowie ihre Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Medien. Im Bereich des Theaters leitete die Autorin einen Wechsel im Umgang mit dramatischen Texten ein. Seit den berühmten Inszenierungen von „Wolken.Heim“ (1995) und „Ein Sportstück“ (1998) steht Jelineks Name maßgeblich für eine postdramatische Ästhetik, welche die Autorität des dramatischen Textes befragt und die Identität von Figur und Schauspieler/in problematisiert. Bis heute schreibt die mittlerweile 75-jährige Autorin mit diesem Ansatz für „ein anderes Theater“. Die erstaunliche Produktivität, die sie dabei entfaltet hat, ist ungebrochen: Noch immer erscheinen beinahe jährlich neue Stücke von ihr, die prämiert und an den großen Bühnen aufgeführt werden.
Das Seminar soll einen Überblick über Jelineks literarisches Schaffen geben und dabei Raum bieten, über ihre zentralen Texte zu diskutieren. |