Kommentar |
Literatur – so kann man ihre Leistung prägnant bezeichnen – ist eine sprachliche Simulation von Lebenswelten. Sie lässt virtuell nachvollziehen, wie Menschen ihre Wirklichkeit vorkommt; eine Wirklichkeit, die real existieren oder in den verschiedensten Weisen vom real Erlebbarem abweichen kann. Die literarischen Darstellungsverfahren erfinden, was erlebbar, aber real nicht objektivierbar ist (stream of consciousness) oder was über alles Empirische hinausgeht (Fantastisches, Wunderbares, Utopisches, Dystopisches). Das ist kein Eskapismus in bloße Künstlichkeit, sondern hat seinen Reiz gerade im Spannungsverhältnis zu realen Lebenswelten. Der spannungsreiche, herausfordernde Bezug zu unserer Lebenswelt ist das, was das Interesse an Literatur lebendig hält. |
Literatur |
Das Seminar wird das an folgenden Beispielen studieren: Daniel Kehlmann: Ruhm; Herta Müller: Atemschaukel; Franz Kafka: Der Proceß; Arthur Schnitzler: Fräulein Else; Margaret Atwood, The Handmaid’s Tale (Der Report der Magd).
Zur Einführung: Stefan Matuschek: Lebenswelt als literaturtheoretischer Begriff. Im Anschluss an Hans Blumenbergs "Theorie der Lebenswelt". In: Literatur und Lebenswelt. Hg. von Alexander Löck und Dirk Oschmann. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2012. S. 57-72. |