Kommentar |
Das Konzept der „personalen Authentizität“ wird in den Geisteswissenschaften gegenwärtig breit und kontrovers diskutiert. Kritik wird daran aus verschiedenen Richtungen geübt. Während es eher kulturkonservative Stimmen beispielsweise als Einfallstor des Narzissmus verdammen, erblicken in ihm Autor/innen poststrukturalistischer Provenienz einen Auswuchs der repressiven Subjektivierungstechniken der Moderne. Dagegen versuchen sich Verteidiger/innen dieses Konzepts darin, aufzuzeigen, dass es nicht unbedingt mit einer defizitären Form der Selbstbezogenheit einhergehen muss und dass die poststrukturalistischen Kritiker/innen es in Wahrheit selbst in Anspruch nehmen.
Befürworter/innen wie Kritiker/innen sind sich indes weitgehend einig, dass es sich um ein Kernideal der kulturellen Moderne handelt, gewissermaßen das irrationale Pendant des rationalen Autonomie-Ideals. Ob und inwieweit es in post- bzw. spätmodernen Bedingungen noch Gültigkeit hat oder haben sollte und wie ein solcher objektiver Bedeutungsverlust dieses Ideals ggf. zu bewerten ist, darüber erhitzen sich indes die Gemüter.
Das Seminar will zunächst anhand einiger ausgewählter Texte klassischer Vordenker dieser Idee (Augustinus, Rousseau, Kierkegaard, Stirner und Nietzsche) eine Vorstellung davon vermitteln, woher es eigentlich historisch kommt und welche Paradoxien und Ambiguitäten ihm von Anfang an immanent sind. In einem zweiten Schritt sollen ausschnittshaft die Authentizitäts-Konzepte von zwei Klassikern der Existenzphilosophie, Heidegger und Sartre, erörtert werden. Anschließend widmet sich das Seminar der Nachkriegsdebatte um Authentizität anhand einschlägiger Texte von Trilling, Taylor und Jaeggi.
Das Seminar richtet sich sowohl an fortgeschrittene Studierende, die sich für das Thema interessieren, als auch an Einsteiger/innen. Für letztere bietet es nicht nur eine Einführung in die Thematik der personalen Authentizität, sondern an diesem Beispiel auch Grundkonzepte der modernen Soziologie und Philosophie. |