Kein Ereignis hat Europa im 20. Jahrhundert so erschüttert und verändert wie der Zweite Weltkrieg. Krieg und Besatzung führten auf seinen östlichen und südöstlichen Schauplätzen zu umfassenden Veränderungen, allem voran dem Tod von Millionen infolge von Kampfhandlungen, Hunger und gezielten Mordprogrammen der deutschen Besatzer. Eine zweite Folge der brutalen Herrschaft war die Atomisierung der besetzten Gesellschaften: Die Rassistische Weltordnung des Nationalsozialismus führte in den multiethnischen Staaten Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas zu einer Politik des divide et impera, bei der unterschiedliche Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt wurden. Nicht nur die Lage innerhalb der besetzten Gesellschaften war vielschichtig und widersprüchlich, auch die internationale Situation war kompliziert, da im östlichen Europa auch Staaten – wie etwa Ungarn, Rumänien oder Kroatien – lagen, die mit dem Dritten Reich gemeinsame Sache machten. Zudem waren die baltischen Staaten, der östliche Teil Polens und Transnistrien zwischen 1939 und 1941 nicht von Deutschland, sondern von der Sowjetunion besetzt.
Die Vorlesung gibt einen Überblick über die verwickelte Geschichte des Zweiten Weltkriegs im östlichen Europa und deren Bedeutung vor allem für die besetzten Gesellschaften und liefert zugleich Einblicke in neuere Ergebnisse der Forschung.
Es existieren zu viele gute Monographien in deutscher und englischer Sprache zu nahezu allen ehemals deutsch besetzten Ländern in Ost- und Südosteuropa, um sie hier einzeln aufzuführen. Teilnehmende der Veranstaltung sind eingeladen, selbstständig in ihren jeweiligen Interessengebieten zu bibliographieren.
Gute Überblicksdarstellungen zum Einstieg (mit weiterführenden, aber nicht mehr ganz aktuellen Literaturhinweisen) sind: Mark Mazower: Hitlers Imperium. Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. München 2009. Timothy Snyder: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin 1933–1945. München 2011. |