Kommentar |
Als Umschreibung für ein Stilphänomen gehört der Terminus „Manierismus“ zu den schillerndsten und umstrittensten Begriffen der Kunstgeschichte. Denn Malerei, Plastik und Architektur des 16. Jahrhunderts wurden oft als Verfallserscheinungen und Abweichungen von einem klassischen Schönheitsideal gedeutet, ihre spezifische Formensprache als Reaktion auf eine allgemeine Krisenerfahrung und Verunsicherung oder gar als nicht vollwertige Übergänge von der Renaissance zum Barock. Heute ist die Forschung dagegen bestrebt, den „Manierismus“ als ersten einheitlichen europäischen Stil zu sehen, der die Errungenschaften der Renaissance auf artifizielle Weise fortführte und internationalisierte. Die Vorlesung geht von der italienischen Hochrenaissance und der Kunst und Architektur Michelangelo Buonarrotis aus, behandelt Zentren wie Florenz, Venedig, Mailand, Fontainebleau, Prag oder Haarlem und legt Schwerpunkte auf „typisch manieristische“ Künstler wie Parmigianino, Bronzino, Giovanni da Bologna, Giuseppe Arcimboldo, Bartholomäus Spranger, Henrik Goltzius oder El Greco. Themen wie der Beginn der neuzeitlichen Sammelpraxis (Kunst und Wunderkammer) oder die Gartengestaltung (Boboli-Garten in Florenz, Sacro Bosco bei Bomarzo) erschließen die Signatur der Epoche zusätzlich. Einbezogen werden die kunsttheoretischen Grundlagen wie auch die Wege der wissenschaftlichen wie kunstphilosophischen Deutungskonzepte des Manierismus, die bis heute nachwirken. |
Literatur |
Allgemeine Literaturhinweise: Arasse, Daniel / Tönnesmann, Andreas: Der europäische Manierismus 1520-1610. München 1997. - Braungart, Wolfgang (Hg.): Manier und Manierismus. Tübingen 2000. - Shearman, John: Manierismus. Das Künstliche in der Kunst. Frankfurt am Main 1988. |