Kommentar |
Die italienische Renaissance gilt als Laboratorium der Moderne, ihr Status ist in den Geschichtswissenschaften jedoch strittig und von Mythen umwoben. Inwiefern etwa die von ihr ausgelösten Veränderungen nur die Eliten erfassten, jedoch kaum die ganze Gesellschaft, wird kontrovers diskutiert. Die Renaissance und ihre berüchtigtsten Figuren, etwa skrupellose Herrscher wie Cesare Borgia, erfreuen sich in Literatur und Film oder in Computerspielen besonderer Beliebtheit. Welche Bedeutung hat sie jedoch für den Historiker?
Die Vorlesung wird in einem ersten Schritt die Grundlagen fokussieren, wie die Wiederentdeckung und Nachahmung der Antike, den politisch-gesellschaftlichen Wandel und die religiösen Reformationen vor der Reformation (Jan Hus, Girolamo Savonarola). In einem zweiten Schritt wird danach gefragt werden, ob die Epochenumbrüche, die die Frühen Neuzeit einleiteten, als „Früchte der Renaissance“ zu begreifen sind (etwa die Erfindung des Buchdrucks und die Entdeckung neuer Weltregionen und die damit einhergehende Globalisierung). Der dritte Abschnitt wird die Renaissance „von unten“ betrachten, hierfür einen sozial- und kulturgeschichtlichen Blickwinkel einnehmen. Wie feierten die Menschen in der Renaissance? Welche Rolle spielten die Religion und religiöse Devotionsgegenstände? Welche war die gesellschaftliche Stellung der Frau? Hatten Renaissancemenschen einen besonderen Hang zur Gewalt? Wie ging man mit Homosexuellen und Andersdenkenden um? |