Kommentar |
Die ethische Kernfrage nach dem richtigen Handeln stellt sich in Bezug auf pädagogische Interaktionen in besonderer Weise: Pädagog:innen tragen Verantwortung für das Wohlergehen und die (Weiter-)Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, können diese mit ihrem Handeln aber immer nur in begrenztem Maße beeinflussen. Sie sind Bedingung anderer, ohne ihren Einfluss je vollständig bestimmen oder auch nur reflexiv einholen zu können. Im Rahmen des Seminars stehen die Erarbeitung, Diskussion und problemorientierte Erprobung von Ansätzen pädagogischer Ethik im Mittelpunkt. Dafür werden wir drei Themenschwerpunkte verfolgen: Ausgehend von Brumliks „Advokatorischer Ethik“ werden wir in einem ersten Schritt die Spezifika einer dezidiert pädagogischen Ethik herausarbeiten und auf klassische Ethiken – wie der Vernunfts- oder Diskursethik – beziehen. In einem zweiten Schritt werden wir uns der Frage nach einer Berufsethik bzw. dem Verhältnis zwischen Professionalität und Ethik beschäftigen (vgl. Prange 2010) und an empirischen Fällen, typische Handlungs- und Legitimationsprobleme rekonstruieren. Im dritten Teil des Seminars sollen gegenwärtige Problemstellungen – wie bspw. die (Re-)Produktion von Ungleichheit und Differenz oder generationale Problematiken wie der Klimakrise (Holfelder et. al 2021) – und deren Herausforderungen für pädagogisches Handeln und dessen Legitimation im Mittelpunkt stehen. Dabei soll diskursiv im Seminar entschieden werden, welche Schwerpunktsetzungen hier vorgenommen werden. |
Literatur |
Brumlik, Micha (2017): Advokatorische Ethik. Zur Legitimation pädagogischer Eingriffe. 3. Auflage. Berlin: CEP Europäische Verlagsanstalt.
Holfelder, Anne-Katrin; Singer-Brodowski, Mandy; Holz, Verena; Kminek, Helge (2021): Erziehungswissenschaftliche Fragen im Zusammenhang mit der Bewegung Fridays for Future. In: Zeitschrift für Pädagogik 67 (1), S. 120–139.
Prange, Klaus (2010): Die Ethik der Pädagogik. Zur Normativität erzieherischen Handelns. Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag. |