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PRAESENZ (PRESENCE): Frauen als die "konsequenteren Bürger": Konzepte und Methoden bürgertumsbezogener Geschlechterforschung - Einzelansicht

  • Funktionen:
Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar/Übung Langtext
Veranstaltungsnummer 193023 Kurztext
Semester WS 2021 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 20 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 20
Rhythmus keine Übernahme Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen
Nach Zulassung ist eine Abmeldung nur durch den Dozenten möglich.

Nach Zulassung ist eine Abmeldung auch durch den Teilnehmer möglich.

Nach Zulassung ist eine Abmeldung nur durch den Dozenten möglich.
Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Fr. 10:00 bis 14:00 14t. 12.11.2021 bis
11.02.2022
Bachstrasse 18 - SR Bachstraße 18k (Raum 042) Neumann, Andreas Dr. phil. ( verantwortlich ) findet statt  
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Neumann, Andreas , Dr. phil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Historisches Institut
Inhalt
Kommentar

In den Prinzipien des neuzeitlichen Bürgertums vermitteln sich staatliche Macht und staatsbürgerlicher Wille, bindet sich staatliches Handeln an Recht und Rechtsstaatlichkeit, wandeln sich feudale Bindung und dynastische Herkunft in die Hochachtung individueller Leistung und Persönlichkeit. Die Ausgestaltung derartiger Prinzipien produzierte eine Vielzahl von Widersprüchen: Nicht alle Menschen im Staatsgebiet erhielten das Recht direkter oder indirekter Einflussnahme auf staatliches Handeln; nicht alle Menschen waren rechtlich geschützt vor Willkür; nicht alle Menschen erhielten die gleichen Chancen, um von individuellen Leistungen zu profitieren. Die soziale Klasse des Bürgertums blieb nach außen vor allem ökonomisch begrenzt. Im Innern sorgte u.a. eine Geschlechtersegregation für den Ausschluss von Bürgerinnen aus den Sphären des Rechts, des Erwerbs und der Persönlichkeitsbildung. In Analogie zur funktional differenzierten Gesellschaft trennten sich in den Idealvorstellungen die bürgerliche Familie von den Sphären der Erwerbsarbeit und politischen Öffentlichkeit. Offen für Partizipation zeigte sich die bürgerliche Gesellschaft jedoch innerhalb ihres „kulturellen Systems“ (Hettling): Benachteiligte Gruppen nutzten die Gelegenheit zur Selbstorganisation in der bürgerlichen Vergesellschaftungsform des Vereins; auch sie strebten nach Bildung und Anerkennung ihrer Persönlichkeit als Selbstzweck menschlichen Daseins; auch sie beteiligten sich an der literarisch-ästhetischen Sinnsuche in bürgerlichen Artikulationsformen. Sie profitierten damit vom dialektischen Erbe der Aufklärung, das die Möglichkeiten seiner Kritik beinhaltete. Auf diese Weise formulierte die erste Frauenbewegung quer durch alle Ausprägungen ihre Kritik auf Grundlage uneingelöster Versprechen, Zielutopien und regulativer Ideale der bürgerlichen Gesellschaft. Die Aktivistinnen forderten nicht nur Anerkennung als Staatsbürgerinnen. Als Bildungssubjekte entwarfen einige der Hauptvertreterinnen der Bewegung kulturkritische Antworten auf die Entfremdungserfahrungen der Moderne. In ihren Augen drohte die „technisch-instrumentelle Zivilisation“ in eine innere Herrschaft über den Menschen umzuschlagen. Gegen diese neue Unfreiheit eines „männlichen Maschinenzeitalters“, in dem die Sinnsuche zu einer Sinn- und Wertekrise geworden war, hegten sie die Hoffnung eines „weiblichen Kulturbeitrages“, um die Zerwürfnisse der modernen Gesellschaft „zu heilen“. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund derartiger Selbstkorrekturpotenziale einer an sich selbst zweifelnden bürgerlichen Gesellschaft stellt sich also die Frage: Waren Frauen die „konsequenteren Bürger“ (Budde)?

Im Seminar werden wir verschiedene Konzepte und Methoden der Bürgertumsforschung beleuchtet, die sowohl im Bielefelder Sonderforschungsbereich zur „Sozialgeschichte des Bürgertums“ als auch in der Frankfurter Historiker/-innengruppe „Stadt und Bürgertum“ entstanden sind. Im Detail stellt sich die Frage, welche neuen Perspektiven die sich zeitgleich formierende Geschlechtergeschichte zu diesen Forschungen beitrug. Schließlich soll ein exemplarischer Blick auf kulturkritische Schriften der ersten Frauenbewegung zeigen, wie die Akteurinnen am kulturellen System der Bürgerlichkeit partizipierten.

Zur Vertiefung vgl. Gunilla-Friederike Budde: Bürgerinnen in der Bürgergesellschaft, in: Peter Lundgreen (Hrsg.): Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums. Eine Bilanz des Bielefelder Sonderforschungsbereichs (1986–1997) (= Bürgertum. Beiträge zur europäischen Gesellschaftsgeschichte; Bd. 18), Göttingen 2000, S. 249–271; Manfred Hettling: Bürgerliche Kultur – Bürgerlichkeit als kulturelles System, in: Ebd., S. 317–337.

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WS 2021 , Aktuelles Semester: SoSe 2024

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