Kommentar |
Bachelor
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BA_VK2, BA_VK 3 B
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Master
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MVK 1B, MVK 4, MWVK
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Die Verwendung des Begriffs ‚Tabu‘ erscheint heute nahezu selbstverständlich, wenn es darum geht, kulturelle und soziale Grenzen des Sag-, Denk- und Machbaren herauszustellen. Ursprünglich ist das Wort auf das polynesische ‚tapu‘ zurückzuführen, mit dem Thomas Cook auf einer Südsee-Expedition im 18. Jahrhundert Bekanntschaft machte. In dessen Kontext standen Vorstellungen des Heiligen, die das Handeln der Menschen sanktionierten und deren kulturelle Ordnungen maßgeblich prägten. Im Laufe der Zeit erfuhr der Tabubegriff Bedeutungswandlungen. In der Regel büßte er hierbei den Aspekt des Heiligen ein.Doch trotz veränderter Sinngehalte und kultureller Öffnungen sind Tabusweiterhin hochrelevant.
Werden kulturelle Grenzen und Normen übertreten, so handelt es sich um Tabubrüche. Diese können zum einen bewusst für die Erzeugung von Aufmerksamkeit genutzt werden und zum anderen teils rigide soziale Konsequenzen nach sich ziehen. Komplementär hierzu unterliegen spezifische Themen, Erfahrungs- und Lebensbereiche wiederum dem Schweigen. Sie werden tabuisiert, um eine Störung sozialer Ordnungen zu vermeiden. – Sowohl aus der Perspektive der Einhaltung als auch der Brechung von Tabus zeigt sich ihre Wirksamkeit hinsichtlich Inklusion und Exklusion.
Das Seminar geht der Frage nach, unter welchen Bedingungen und in welchen Bereichen Tabus auch in pluralistischen, demnach von Vielfalt geprägten Gesellschaften wirken. Es untersucht Tabus im Kontext von Nahrung, Körperpraktiken und Verhaltensweisen undsetzt sich mit Scham als einem Motiv des Schweigens auseinander. Ebenso werden die Möglichkeiten der Kunstfreiheit sowie die Grenzen von Humor und Sprache im Sinne von politicalcorrectness ausgelotet. Immer stellt sich damit verbunden die Frage nach der Wandlung von Tabus als Indikator für veränderte Gesellschaften, dem Wirken kultureller Ordnungen sowie der Lust am Verbotenen. |
Literatur |
Einführende Literatur: Sigmund Freud: Totem und Tabu. Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker. Studienausgabe, Band 9, Frankfurt a. M. 1974.Elke Bohnacker:Tabubrüche in der interkulturellen Kommunikation, in: Zeitschrift für interkulturelle Germanistik 5 (2014), S. 125-140. Hartmut Kraft: Tabu. Magie und soziale Wirklichkeit, Düsseldorf 2004. Hartmut Schröder: Tabu und Kultur, in: Claude-Hélène Mayer/Dietmar Treichel (Hrsg.): Lehrbuch Kultur. Lehr- und Lernmaterialien zur Vermittlung kultureller Kompetenzen, München, Berlin u. a. 2011, S. 125-132. Karin Seibel: Zum Begriff des Tabus. Eine soziologische Perspektive, Frankfurt a. M. 1990. |
Bemerkung |
Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten: Die Modulprüfung besteht in der Abfassung einer Hausarbeit. Erwartet wird die regelmäßige, aktive Teilnahme.
Bemerkungen: Referate für das Modul „Fachspezifische Schlüsselqualifikationen FSQ“ im Bachelorstudiengang sind möglich. Für alle Teilnehmenden ist ein Impuls-Referat im Seminar verpflichtend. |