Kommentar |
Das sozialtheoretische Problem der Motivation kreist darum, warum und unter welchen Bedingungen Menschen bestimmte Aktivitäten entfalten und Leistungen erbringen. Die Soziologie versucht klassischerweise diese handlungstheoretische Grundfrage mit dem Verweis auf das Soziale und damit auf die Bedingungen des Subjekts zu lösen – Psychodynamik wird auf soziale Determination reduziert; die Psychologie hingegen öffnet die „Black-Box-Subjekt“ und beschäftigt sich mit den ‚innerlichen‘ Prozessen, wie Menschen mit diesen Bedingungen umgehen. Im Seminar gehen wir davon aus, dass Soziologie und Psychologie fruchtbar (man könnte sagen im Sinne einer Gesellschaftstheorie) zusammenspielen können, wenn es um das Problem der Motivation geht. Im Anschluss an die Vorlesung zur Einführung in die Soziologische Theorie (z.B. Begründung der Soziologie in Abgrenzung zur Psychologie bei Durkheim, Leitunterscheidung zwischen Akteur- bzw. Handlungstheorien und Struktur- bzw. Systemtheorien, Handlungstheorien bei Weber und Habermas, in der Rational-Choice-Theorie, Subjektverständnisse bei Foucault und in der Kritischen Theorie) aber auch über die dort diskutierten Inhalte hinaus (z.B. Rollendebatte in der dt. Soziologie und Modell eines Homo Sociologicus, Bourdieus Habitus-Konzept und seine Kritik, Subjektverständnisse in der Psychoanalyse und der Kritischen Psychologie, neuere Theorien der Subjektivierung etwa bei Andreas Reckwitz und Judith Butler und ihre Kritik) diskutieren wir anhand von Schlüsseltexten verschiedene Antworten auf folgende Fragen: Wie wirkt soziale Dynamik auf psychische Dynamik? Und umgekehrt, wie wirkt psychische Dynamik auf soziale Dynamik? Insgesamt geht es im Seminar darum ein Verständnis, sowohl von der Eigendynamik des Subjektiven als auch seine soziale Formatierung zu erlangen.
Literatur zur Einführung:
Beer, Raphael 2013. »Das Subjekt im Wandel der Zeit«, in Digitale Subjekte: Praktiken der Subjektivierung im Medienumbruch der Gegenwart, hrsg. v. Carstensen, Tanja et al., S. 215–272. Bielefeld: transcript.
Schülein, Johann August 2016. »Subjekttheoretische Strategien der Soziologie«, in Soziologie und Psychoanalyse: Perspektiven einer sozialwissenschaftlichen Subjekttheorie, hrsg. v. Schülein, Johann August, S. 1–60. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Emmerich, Marcus; Scherr, Albert 2016. »Subjekt, Subjektivität und Subjektivierung«, in Soziologische Basics: Eine Einführung für pädagogische und soziale Berufe, hrsg. v. Scherr, Albert, S. 281–289. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
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