Kommentar |
Im südosteuropäischen Raum leben neben den jeweiligen Titularnationen (also etwa Bulgaren in Bulgarien, Serben in Serbien etc.) zahlreiche Minderheiten im ethnischen, aber auch im sprachlichen Sinne. Dadurch ergibt sich eine sehr dynamische gesellschaftliche Struktur, in der Alteritätsmerkmale unterschiedlich ausgehandelt werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei das sprachliche Selbstverständnis derjenigen Gruppen, die nicht zu den Titularnationen gehören und eigene Vorstellungen von der Bedeutung ihrer Muttersprache haben (etwa Bosniaken oder Bulgaren in Serbien, Türken in Bulgarien oder Griechenland). Hinzu kommt die Besonderheit, dass neben der Sprache die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft eine bedeutende Rolle spielen und gezielt die Alterität einer Gruppe befördern kann (beispielsweise bei den Torbeschen in Nordmazedonien oder bei den Pomaken in Bulgaren und Griechenland). Diese Besonderheiten der Zusammenhänge zwischen Sprache, Religion und Identitätsmerkmalen werden im Seminar besprochen. Es wird anhand von einzelnen Bevölkerungsgruppen im südosteuropäischen Raum dargestellt, wie diese Zusammenhänge als Alteritätsmerkmale funktionieren können und welche Problematiken sich daraus in einem größeren, grenzübergreifenden Kontext ergeben. |
Literatur |
Eine umfassende Literaturliste wird zu Beginn des Semesters bereitgestellt. Als Überblick empfehle ich folgende einführende Literatur:
Greenberg, R. D. 2008. Language and Identity in the Balkans: Serbo-Croatian and its Disintegration. Oxford. Ortakovski, V. 2000. Minorities in the Balkans. New York. Sikimic, B. (ur.). 2004. Skrivene manjine na Balkanu. Posebna izdanja, 82. Beograd. Stieger, C. 2017. Wir wissen nicht mehr, wer wir sind. Vergessene Minderheiten auf dem Balkan. Wien. |