Kommentar |
Soziale Bewegungen in einem weiten Sinne gab es zu allen Zeiten. Zugleich sind sie mit dem Aufkommen der Moderne verknüpft, in welcher gesellschaftliche Ordnung nicht mehr vorrangig aus traditionelle Abstammungen oder religiösen Überlegungen legitimiert wurde. Vielmehr verdeutlichten revolutionäre Umwälzungen seit dem 18. und 19. Jahrhundert, dass Gesellschaftsordnung begründbar sein muss und permanenten Veränderungen unterliegt.
Die großen sozialistischen Bewegungen, die Arbeiterbewegung und die Lebensreformbewegung haben im 21. Jahrhundert ihre Reichweite verloren. Zugleich entstanden im Nachgang der sogenannten 68er-Bewegung eine Vielzahl neuer sozialer Bewegungen. Sie agierten insbesondere auf den Themenfeldern von Frieden, Ökologie, Feminismus, Postkolonialismus oder neoliberaler Globalisierung. Soziale Bewegungen zeichnet aus, dass sie eine heterogene Gemengelage verschiedener Akteure darstellen und verschiedene Flügel aufweisen. Auch wenn sie oft damit assoziiert werden, sind sie nicht per se „links” orientiert. Insbesondere seit 2015 kamen neue rechtspopulistische Bewegungen auf, welche rassistische, antisemitische und misogyne Züge und zu Teilen enge Verbindungen mit neofaschistischen Gruppierungen aufweisen.
Im Seminar werden wir uns Schlüsselwerken emanzipatorischer sozialer Bewegungen widmen (nicht jedoch der Protest- und Bewegungsforschung). Diese schließen politische Parteien nicht per se aus, befinden sich jedoch strukturell in einem Spannungsfeld zu ihnen, wie auch zu etablierten politischen Institutionen und teilweise der bestehenden Gesellschaftsordnung insgesamt. Mit einer vielfältigen Textauswahl werden wir Eindrücke aus verschiedenen Phasen und Themenschwerpunkten sammeln, um einen größeren Überblick zu erhalten.
Das Online-Seminar wird zweiwöchentlich als Doppelsitzung stattfinden (am 12.04., 19.04.,03.05., 17.05., 31.05., 14.06., 28.06.). Die Teilnehmenden werden dazu auch Exzerpten und Referaten arbeiten. Gelegentlich arbeiten wir in Kleingruppen.
Bitte nehmen Sie auch an der Einführungsveranstaltung teil (12.04.), um zu entscheiden, ob Sie das Seminar belegen möchten. Sonst können Sie leider nicht teilnehmen. Melden Sie sich gegebenenfalls, wenn Sie das nicht ermöglichen können. |
Literatur |
(Auswahl)
Frantz Fanon, Die Verdammten dieser Erde (1961)
Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht (1968)
Andre Gorz, Abschied vom Proletariat (1988)
Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch (1967)
Paolo Freire, Pädagogik der Unterdrückten (1970)
John Holloway, Kapitalismus aufbrechen (2010)
Eva von Redecker, Revolution für das Leben (2020) |
Bemerkung |
Wer die erste Sitzung der Lehrveranstaltung versäumt, ohne sich vorher schriftlich oder persönlich zu entschuldigen, kann den Anspruch auf einen Platz in der LV verlieren, wenn es mehr Interessenten als Plätze gibt. Dies gilt ungeachtet der Platzzuweisung durch Friedolin und ist im Einklang mit der grundsätzlichen Aufhebung der Anwesenheitspflicht. |
Leistungsnachweis |
Prüfungsvoraussetzung bzw. Leistungsnachweis für die Belegung ist die Übernahme eines fokussierten Referates von 20 Minuten oder eines Exzerptes (= "Textzusammenfassung" mit einigen Zitaten, eventuell eigenen Thesen, ca. 3-5 Seiten).
Die Vergabe der Themen findet in der Woche nach der Einführungssitzung in einem Online-Pad statt.
Die Prüfungsleistung soll in Form einer kleinen Hausarbeit erfolgen. |