Kommentar |
Bachelor
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BA_VK 2, BA_VK 3 B, BA_VK 4 B, BA_KG_2B, BA_KG_4B
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Master
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MVK 1B, MVK 2, MVK 4, MWVK, MKG 3B, MKG 4B, MWKG
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Streunen, Gehen, Verweilen, Schauen – Formen des Aufenthalts in Natur und Landschaft folgen nicht nur historisch gewordenen Mustern und Modellen wie Spaziergang, Wandern oder Picknick. Zahlreiche Spielarten jüngerer Provenienz spiegeln aktuellen sozialen Wandel und kulturelle Neuvermessungen von Subjekt und Welt: Die Inszenierung des Selbst in erhabener Kulissen-Natur, Genuss des Selbst in den Topographien der Wildnis, Risikosport, neue Outdoor-Praktiken zwischen Slow und Fast Travel, Run nach Individualität, paradoxe Bewegungen im Raum zwischen Tempo und Stillstand.
Darum kreist das Seminar und deshalb soll die Natur Schauplatz der Kulturstudien sein: Wahrnehmung und Erleben der freien Natur werden maßgeblich durch Ideen, Ideale und kulturelle Deutungsmustern der Natur geprägt. Welche Beziehungsmöglichkeiten zwischen Ich und Natur, Raum oder Orten manifestieren sich in welchen sinnlichen Praktiken? Die Phänomene in den Übergangsbereichen von Tourismus, Sport, Rekreation und Körperkultur eröffnen eine breite Palette von oft gegensätzlichen Haltungen, Motiven und Kontaktmöglichkeiten zum „Draußen”: Wettkampf, Eroberung, Trost, Versöhnung, Gegenwelt, Vergnügen, Beobachten, Wellness, Lifestyle, Ursprünglichkeit, Grenzerlebnisse und Bewährungsproben, im Buch der Natur lesen, Einsamkeit oder Geselligkeit, Gegenerfahrungen zu den Zwängen des Alltäglichen, Bewegung um der Bewegung willen, Abenteuer, Abschalten….
Im Geist der kulturwissenschaftlichen Spaziergangswissenschaft (Lucius Burckhardt), die sinnliche, körperliche und geistige Erfahrung und Wahrnehmung von Umwelt erforscht, wird im Seminar zahlreichen Variationen dieser Sehnsucht ins Freie nachgegangen. Es geht um den Konsum von Orten und die Erfahrung von Räumen in unterschiedlichen Praktiken wie etwa Wandern, Klettern, Spaziergang, Baden und Strandleben, Picknick, Zelten, Grillen, Outdoor-Aktivitäten, Extremsport…
Im Seminar werden je einzelne Praktiken des Aufenthalts im Freien kulturanalytischer Betrachtung unterzogen und in ihre sozialen und kulturellen Kontexte gestellt. Hierzu werden methodische Grundlagen der Kulturanalyse erarbeitet sowie ein theoretisches Verständnis von Natur, Tourismus und Körpergeschichte. Der ethnographischen und historischen Erkenntnisgewinnung mittels Beobachtung, Beschreibung und Deutung folgend sollen die Studierenden kulturwissenschaftliche Miniaturen zu einzelnen kulturellen Formen des Aufenthalts im Freien erarbeiten, die dann in die Hausarbeiten münden.Gehen und Verstehen – je nach Verlauf der Pandemie wird das Seminar durch Angebote von kleineren Exkursionen in Form von Streifzügen rund um Jena ergänzt. |