Wir schreiben das Jahr 1970. François Jacob vom Institut Pasteur hat (zusammen mit Jacques Monod und André Lwoff) fünf Jahre zuvor den Nobelpreis für Medizin erhalten. Als einer der wichtigsten Vertreter der damals aufstrebenden Molekularbiologie veröffentlicht er eine Studie über die Entstehungsgeschichte seiner Fachdisziplin. Die Logik des Lebenden - Die Geschichte der Vererbung beschreibt sukzessive Wandlungen des Wissens über die organische Natur vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Von Anfang an erfuhr das Buch eine breite - auch interdisziplinäre - Resonanz. In Frankreich wurde es u.a. von Philosophen wie Michel Foucault und Jacques Derrida diskutiert. Bis heute beziehen sich Studien zur Geschichte der Vererbung, der Reproduktion oder Molekularbiologie auf Die Logik des Lebenden.
Ziel des Seminars ist es, anhand des Buches und seiner Rezeption Einblicke in das Verhältnis von Biologie und Philosophie in der historischen Konstellation der 1960er und 1970er Jahre zu vermitteln. Darüber hinaus soll eine Reflexion über die Möglichkeiten (und Probleme) eines interdisziplinären Dialogs zwischen diesen Disziplinen angeregt werden. Die Teilnahme von Studierenden der Natur- und Geisteswissenschaften ist daher ausdrücklich erwünscht.
Zusätzlich versteht sich die Lehrveranstaltung als Begleitseminar zu einer internationalen Tagung, die vom 18.-19. Juni 2021 am Lehrstuhl für Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften stattfinden wird („The Logic of Life 50 years on: Thinking about the History of Biology with François Jacob”). Als integraler Bestandteil des Seminars sind die teilnehmenden Studierenden herzlich eingeladen, den Workshop zu besuchen. Damit ist ihnen die Möglichkeit geboten, sich mit der gegenwärtigen Forschung zum Seminarthema auseinanderzusetzen und mit internationalen Expert*innen zu diskutieren. |