Kommentar |
In diesem Jahr finden in Deutschland wieder etliche Wahlen statt – von den Bundestagswahlen über Landtagswahlen zu Kommunalwahlen. Während der öffentliche Fokus hierbei meist auf den Kandidat*innen, den Wahlprogrammen und der Ausgestaltung des Wahlkampfs liegt, werden die Wahlsysteme hingegen weniger beleuchtet. Dies ist erstaunlich, da die Parteien und Kandidat*innen bei diesen Wahlen auf Basis völlig unterschiedlicher Wahlsysteme gewählt werden. Die Wahlsysteme stellen die „Spielregeln” von Wahlen dar, d.h. nach welchen Maßgaben die Umrechnung von Wählerstimmen in Parlamentssitze stattfindet. Damit haben sie einen direkten Einfluss auf die Zusammensetzung der Parlamente. In der parlamentarischen Demokratie bestimmt das Wahlsystem damit auch darüber, wer die Regierung stellen kann. Deshalb sind Fragen zum Wahlsystem auch immer Machtfragen – wie man gerade wieder bei der Reform des Wahlrechts für die Bundestagswahl beobachten konnte. Darüber hinaus werden allerdings auch beispielsweise Parteiensysteme und das Verhalten von Wähler*innen, Kandidat*innen und Abgeordneten von den Wahlsystemen beeinflusst. Daher sind Wahlsysteme ein zentraler Untersuchungsgegenstand der Forschung zu politischen Institutionen, da sie eine wichtige Rolle in politischen Systemen einnehmen.
Aufgrund dieser Relevanz rücken wir in diesem Seminar die Wahlsystemforschung ins Zentrum. Zuerst beschäftigen wir uns mit den Grundlagen von Wahlsystemen, den unterschiedlichen Typen und mit den zentralen Bewertungskriterien für Wahlsysteme. Auf dieser Basis analysieren, klassifizieren und evaluieren Sie in kleinen Arbeitsgruppen unterschiedliche Wahlsysteme auf den unterschiedlichen Ebenen in Deutschland, aber auch im internationalen Vergleich. Anschließend beschäftigen wir uns mit der Wirkung von Wahlsystemen auf die politische Repräsentation, die Wahlbeteiligung und das Wahlverhalten sowie mit den Zusammenhängen zwischen Wahl- und Parteiensystemen. Im letzten Block entwickeln wir auf dieser Basis Forschungskonzepte zu relevanten Fragen in diesem Forschungsbereich. Dadurch durchlaufen Sie auch die zentralen Phasen des Forschungsprozesses vom Thema über die Fragestellung, den theoretisch-konzeptionellen Rahmen bis hin zum Untersuchungsdesign. Damit eignet sich das Seminar in idealer Weise zur Vorbereitung für BA-Arbeiten. |
Literatur |
Grundlagenliteratur
- Behnke, Joachim/Florian Grotz/Christof Hartmann. 2017. Wahlen und Wahlsysteme. Berlin: De Gruyter.
- Farrell, David M. 2011. Electoral Systems. A Comparative Introduction. 2. Auflage. Basingstoke: Palgrave Macmillan.
- Nohlen, Dieter. 2014. Wahlrecht und Parteiensystem. Zur Theorie und Empirie der Wahlsysteme. 7. Auflage. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
- Norris, Pippa. 2004. Electoral Engineering. Voting Rules and Political Behavior. Cambridge: Cambridge University Press
Die konkrete Seminarliteratur wird zu Semesterbeginn bei moodle zur Verfügung gestellt. |
Bemerkung |
Dieses Seminar wird als Online-Seminar durchgeführt. Dabei kombinieren wir asynchrone Phasen mit synchronen Online-Sitzungen.
In den synchronen Phasen lesen Sie nicht nur Texte, sondern analysieren und evaluieren in kleinen Forschergruppen unterschiedliche Wahlsysteme in Deutschland und im internationalen Vergleich. Zudem wollen wir gemeinsam Forschungskonzepte im Kontext der Wahlsystemforschung entwickeln.
In den Online-Sitzungen diskutieren wir auf Basis von Texten ebenso wie auf Basis Ihrer Analysen Grundlagen der Wahlsystemforschung sowie Erkenntnisse zur Qualität und den Wirkungen dieser Institutionen. Die erste Sitzung ist eine synchrone Online-Sitzung. Im Rahmen dieser Sitzung besprechen wir den weiteren Ablauf des Seminars. Die Zoom-Daten werden zu Semesterbeginn im Moodle-Raum bekannt gegeben.
Hinweis:
„Wer die erste Sitzung der Lehrveranstaltung versäumt, ohne sich vorher schriftlich oder persönlich zu entschuldigen, kann den Anspruch auf einen Platz in der LV verlieren, wenn es mehr Interessenten als Plätze gibt. Dies gilt ungeachtet der Platzzuweisung durch Friedolin und ist im Einklang mit der grundsätzlichen Aufhebung der Anwesenheitspflicht.”
|