Kommentar |
„Ist man alt bzw. jung genug, um Kinder zu bekommen? Passt ein Kind in die Karriereplanung? Wird die persönliche Selbstentfaltung durch ein Kind beschränkt oder befördert? Wie viel Mutter(-Körper) bzw. Nähe braucht ein Kind im Alltag? Wann ist der richtige Zeitpunkt, abzustillen? Soll überhaupt gestillt werden? Ist die Qualität in der Krippe angemessen, und nach welchen Kriterien wird dies gemessen? Ist das Kind alt genug für die Betreuung? Wie können Arbeit und Familie vereinbart werden? Warum wird, wenn Mütter über zwei Monate Elternzeit in Anspruch nehmen, nicht von „aktiver Mutterschaft” gesprochen? Warum tragen Mütter, auch wenn es vor der Geburt anders vereinbart wurde, doch die Hauptverantwortung für Kind und Haushalt?” (Tolasch/Seehaus 2016)
Mutterschaft ist ein höchst vorrausetzungsreiches biografisches Projekt. „Are you mom enough?” titelte die New York Times (2012) als es um die angemessene Abstillzeit, die Debatte war durchaus emotional aufgeladen, ging. Die Frage wie Mutterschaft zu gestalten ist, ist eine Frage, die sich heute auf ganz bestimmte Weise stellt und durchaus – im historisch-kulturübergreifenden Blick – auch anders war und sein wird.
Mutterschaft wird verstanden als Phänomen, das kulturell verwoben ist. In diesem Rahmen werden Individuen als Subjekte (un)gleich positioniert, wobei sie selbst sich in dieser Ordnung unter gegebenen Bedingungen eigensinnig positionieren. Sie sind nicht bloß unterworfen, sondern auch eigenmächtig.
Dies ist in der sozialkonstruktivistischen Soziologie – auch wenn unterschiedliche Begrifflichkeiten herangezogen werden – unumstritten, umstritten ist allerdings vielmehr wie sich Mutterschaft im Feld der Soziologie angemessen bestimmen lässt. Mit unterschiedlichen soziologischen – diskursanalytischen, modernisierungstheoretischen und praxisanalytischen – Perspektiven fragen wir, was Muttersein und Mutterwerden zwischen Konstruktion und Erfahrung im Kontext der „Institution Mutterschaft” (in Anlehnung an Adrienne Rich 1976) bedeutet. Durch die soziologische Reise durch Mutterschaftsforschungen werden relevante Begriffe und Konzepte als auch gewichtige Felder ausgehend von der Geschlechter- und neueren Familiensoziologie kennengelernt. |